synthetischen, des summirenden, des rechtferti¬
genden Menschen, für den jene Machinalisirung der
Menschheit eine Daseins-Vorausbedingung ist, als ein
Untergestell, auf dem er seine höhere Form zu sein
sich erfinden kann . . .
Er braucht die Gegnerschaft der Menge, der „Nivel-
lirten", das Distanz-Gefühl im Vergleich zu ihnen; er
steht auf ihnen, er lebt von ihnen. Diese höhere Form
des Aristokratismus ist die der Zukunft. — Moralisch
geredet, stellt jene Gesamt-Maschinerie, die Solidarität
aller Räder, ein Maximum in der Ausbeutung des
Menschen dar: aber sie setzt Solche voraus, derent¬
wegen diese Ausbeutung Sinn hat. Im anderen Falle
wäre sie tatsächlich bloß die Gesamt-Verringerung,
Wert-Verringerung des Typus Mensch — ein Rück¬
gangs-Phänomen im größten Stile.
— Man sieht, was ich bekämpfe, ist der ökonomische
Optimismus: wie als ob mit den wachsenden Unkosten
Aller auch der Nutzen Aller notwendig wachsen müßte.
Das Gegenteil scheint mir der Fall: die Unkosten
Aller summiren sich zu einem Gesamt-Ver¬
lust: der Mensch wird geringer: — sodaß man nicht
mehr weiß, wozu überhaupt dieser ungeheure Prozeß
gedient hat. Ein Wozu? ein neues Wozu? — das ist
es, was die Menschheit nötig hat .. .
4X3*
Meine Absicht, die absolute Homogeneität in allem
Geschehen zu zeigen und die Anwendung der moralischen
Unterscheidung nur als perspektivisch bedingt; zu
zeigen, wie alles Das, was moralisch gelobt wird, wesens¬
gleich mit allem Unmoralischen ist und nur, wie jede
Entwicklung der Moral, mit unmoralischen Mitteln und
zu unmoralischen Zwecken ermöglicht worden ist —; wie
umgekehrt Alles, was als unmoralisch in Verruf ist, öko¬
nomisch betrachtet, das Höhere und Prinzipiellere ist, und
wie eine Entwicklung nach größerer Fülle des Lebens
notwendig auch den Fortschritt der Unmoralität
bedingt. . . „Wahrheit" der Grad, in dem wir uns die
Einsicht in diese Tatsache gestatten . . .
455-
„Selbstlose" Handlungen giebt es gar nicht. Hand¬
lungen, in denen das Individuum seinen eignen Instinkten
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S. 465