sonnenheit die Glücklichen glücklich, durch den Besitz
der Schlechtigkeit dagegen die Unglücklichen unglücklich
sind, von uns als falsch erwiesen werden, oder, wenn
er wahr ist, müssen wir auf die Betrachtung der Folgen
eingehen. Jene früheren Behauptungen, mein Kallikles,
bei denen du mich fragtest, ob ich im Ernste sagte,
man müsse sich selbst und seinen Sohn und Freund an-
klagen, wenn er Unrecht tue, und sich dazu der Rhetorik
bedienen, sind alle nur Folgen daraus. Und was, wie
du glaubtest, Polos aus Scham einräumte, das war dem¬
nach lautere Wahrheit, nämlich daß das Unrechttun
häßlicher sei als das Unrechtleiden, und je häßlicher, um
so schlechter auch; und wer ein richtiger Redner werden
will, der muß demnach gerecht und der Gerechtigkeit
kundig sein, was, wie Polos s^gte, Gorgias aus Scham
zugab.
Dialog: Der Staat.
Zweites Buch.
S. 47/48 Glaukon. Denn sage mir: gibt es deiner Ansicht
nach ein Gut von der Art, daß wir es zu haben wünschen
nicht aus Verlangen nach den erhofften Folgen, sondern
weil wir es um seiner selbst willen lieben, wie z. B. Fröh¬
lichkeit und alle unschädlichen Vergnügungen, deren man
sich eben erfreut, wenn man sie hat, ohne daß sie für die
Folgezeit weitere Bedeutung haben ?
Sokrates. Ich glaube wohl, daß es ein solches gibt.
Glaukon. Und ferner auch ein solches, das wir sowohl
um seiner selbst willen lieben als auch um seiner Folgen
willen? z. B. einsichtig sein, sehen, gesund sein; denn
was von dieser Art ist, das schätzen wir aus beiden
Gründen.
Sokrates. Ja.
Glaukon. Auch noch eine dritte Art des Guten ist
dir doch bekannt, zu der die Leibesübungen gehören, und
die ärztliche Behandlung bei Krankheit und das Heilver¬
fahren, sowie alles, was sonst dem Erwerb dient. Denn
diese Dinge werden wir zwar als beschwerlich bezeichnen,
aber doch auch als nützlich für uns, und um ihrer selbst
willen würden wir sie uns niemals wünschen, wohl aber
um des Lohnes willen und der übrigen Vorteile, die aus
ihnen hervorgehen.
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