XIII.
Fichte
(1762—1814).
über die Bestimmung des Menschen un sich1.
S. 223—228 Und, wenn er so gedacht wird, was ist seine Bestim¬
mung? was kommt ihm als Menschen, seinem Begriffe
nach, zu, das unter den uns bekannten Wesen dem
Nicht-Menschen nicht zukommt ? wodurch unterscheidet
er sich von allem, was wir unter den uns bekannten
Wesen nicht Mensch nennen? —
Von etwas Positivem muß ich ausgehen, und da ich
hier nicht von dem absoluten Positiven, dem Satze: Ich
bin, ausgehen kann, so muß ich indessen einen Satz als
Hypothese aufstellen, der im Menschengefühl unaustilg¬
bar liegt — der das Resultat der gesamten Philosophie
ist, der sich streng erweisen läßt — und den ich in memen
Privatvorlesungen streng erweisen werde: den Satz: So
gewiß der Mensch Vernunft hat, ist er sein eigner Zweck,
d. h. er ist nicht, weil etwas anderes sein soll, — sondern
er ist schlechthin, weil Er sein soll: sein bloßes Sein ist
der letzte Zweck seines Seins, oder, welches ebensoviel
heißt, man kann ohne Widerspruch nach keinem Zwecke
seines Seins fragen. Er ist, weil er ist. Dieser Charakter
des absoluten Seins, des Seins um sein selbst willen, ist
sein Charakter oder seine Bestimmung, insofern er bloß
und lediglich als vernünftiges Wesen betrachtet wird.
Aber dem Menschen kommt nicht bloß das absolute
Sein, das Sein schlechthin; es kommen ihm auch noch
besondere Bestimmungen dieses Seins zu; er ist nicht
bloß, sondern er ist auch irgend etwas; er sagt nicht
bloß: ich bin; sondern er setzt auch hinzu: ich bin dieses
1 Abgedruckt aus der „Bestimmung des Gelehrten“, 1794,
Fichtes Werke, Bd. I S. 223—228, herausgegeben von Fr. Medicus.
Verlag Felix Meiner, Leipzig.
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