Full text: Ethik

eigener Wille, sofern er nur unter der Bedingung einer 
durch seine Maximen möglichen allgemeinen Gesetz- 
febung handeln würde, dieser uns mögliche Wille in der 
dee ist der eigentliche Gegenstand der Achtung, und die 
Würde der Menschheit besteht eben in dieser Fähigkeit, 
allgemein gesetzgebend, obgleich mit dem Beding, eben 
dieser Gesetzgebung zugleich selbst unterworfen zu sein. 
Die Autonomie des Willens 
als oberstes Prinzip der Sittlichkeit. 
S. 67—68 Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des 
Willens, dadurch derselbe ihm selbst (unabhängig von 
aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens) ein 
Gesetz ist. Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht 
anders zu wählen als so, daß die Maximen seiner Wahl 
in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit 
begriffen seien. Daß diese praktische Regel ein Impe¬ 
rativ sei, d. i. der Wille jedes vernünftigen Wesens an 
sie als Bedingung notwendig gebunden sei, kann durch 
bloße Zergliederung der in ihm vorkommenden Begriffe 
nicht bewiesen werden, weil es ein synthetischer Satz ist; 
man müßte über die Erkenntnis der Objekte und zu einer 
Kritik des Subjekts, d. i. der reinen praktischen Ver¬ 
nunft hinausgehen; denn völlig a priori muß dieser 
synthetische Satz, der apodiktisch gebietet, erkannt 
werden können; dieses Geschäft aber gehört nicht in 
gegenwärtigen Abschnitt. Allein daß gedachtes Prinzip 
der Autonomie das alleinige Prinzip der Moral sei, läßt 
sich durch bloße Zergliederung der Begriffe der Sittlich¬ 
keit gar wohl dartun. Denn dadurch findet sich, daß 
ihr Prinzip ein kategorischer Imperativ sein müsse, dieser 
aber nichts mehr oder weniger als gerade diese Autono¬ 
mie gebiete. 
Die Heteronomie des Willens 
als der Quell aller unechten Prinzipien 
der Sittlichkeit. 
Wenn der Wille irgend worin anders als in der Taug¬ 
lichkeit seiner Maximen zu seiner eigenen allgemeinen 
Gesetzgebung, mithin wenn er, indem er über sich selbst 
hinausgeht, in der Beschaffenheit irgend eines seiner 
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