Absicht zu bestimmen, dazu gehören allerdings synthe¬
tische Sätze, die aber nicht den Grund betreffen, den
Aktus des Willens, sondern das Objekt wirklich zu
machen). Daß, um eine Linie nach einem sicheren Prinzip
in zwei gleiche Teile zu teilen, ich aus den Enden der¬
selben zwei Kreuzbogen machen müsse, das lehrt die
Mathematik freilich nur durch synthetische Sätze; aber
daß, wenn ich weiß, durch solche Handlung allein könne
die gedachte Wirkung geschehen, ich, wenn ich die Wir¬
kung vollständig will, auch die Handlung wolle, die dazu
erforderlich ist, ist ein analytischer Satz; denn etwas als
eine auf gewisse Art durch mich mögliche Wirkung und
mich in Ansehung ihrer auf dieselbe Art handelnd vor¬
stellen, ist ganz einerlei.
Die Imperativen der Klugheit würden, wenn es nur
so leicht wäre, einen bestimmten Begriff von Glück¬
seligkeit zu geben, mit denen der Geschicklichkeit ganz
und gar Übereinkommen und ebensowohl analytisch sein.
Denn es würde ebensowohl hier als dort heißen: wer den
Zweck will, will auch (der Vernunft gemäß notwendig)
die einzigen Mittel, die dazu in seiner Gewalt sind. Allein
es ist ein Unglück, daß der Begriff der Glückseligkeit ein
so unbestimmter Begriff ist, daß, obgleich jeder Mensch
zu dieser zu gelangen wünscht, er doch niemals bestimmt
und mit sich selbst einstimmig sagen kann, was er eigent¬
lich wünsche und wolle. Die Ursache davon ist: daß alle
Elemente, die zum Begriff der Glückseligkeit gehören,
insgesamt empirisch sind, d. i. aus der Erfahrung müssen
entlehnt werden, daß gleichwohl zur Idee der Glück¬
seligkeit ein absolutes Ganze, ein Maximum des Wohl¬
befindens in meinem gegenwärtigen und jedem zukünf¬
tigen Zustande erforderlich ist. Nun ist’s unmöglich,
daß das einsehendste und zugleich allervermögendste,
aber doch endliche Wesen sich einen bestimmten Begriff
von dem mache, was er hier eigentlich wolle. Will er
Reichtum, wieviel Sorge, Neid und Nachstellung könnte
er sich dadurch nicht auf den Hals ziehen! Will er viel
Erkenntnis und Einsicht, vielleicht könnte das ein nur
um desto schärferes Auge werden, um die Übel, die sich
für ihn jetzt noch verbergen und doch nicht vermieden
werden können, ihm nur um desto schrecklicher zu
zeigen oder seinen Begierden, die ihm schon genug zu
schaffen machen, noch mehr Bedürfnisse aufzubürden.
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