Full text: Zur Lehre vom Gemüt

Zur Lehre vom Gemüt. 
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evolvieren vermöchte; keines der Elemente hebt sich hoch ge¬ 
nug, um ein klares Bewußtsein zu ergeben, aber nichts¬ 
destoweniger treten sie unter sich in Wechselwirkung, heben 
sich und hemmen sich, und nur dieses, den Ton der Gemüts¬ 
stimmung bedingende Resultat ihres Zusammen¬ 
treffens gelangt uns zum Bewußtsein, daher die Unklar¬ 
heit, welche der Gemütsstimmung immer anklebt und 
das Unvermögen, sich darüber selbst befriedigende 
Rechenschaft geben zu können; 3. endlich ist die Gemüts¬ 
stimmung noch das Ergebnis vieler schwacher Einzelgefühie 
meist formeller Art, die unbemerkt auftauchen und wieder 
zurücksinken, jedes an und für sich unvermögend den Zustand 
des Bewußtseins nachhaltig zu alterieren, aber in ihrer Summe 
mächtig genug, das Seelenleben für einige Zeit in einer be¬ 
stimmten Temperatur zu erhalten; es summieren sich nämlich 
hier kleine gegenseitige Hemmungen oder Begünstigungen 
der sich drängenden Vorstellungen in der Art, daß 
gleiche Gefühlstöne zu einem stärkeren Gesamtton ver¬ 
schmelzen, während hingegen entgegengesetzte Gefühlstöne 
sich paralysieren.“ 
Was das in Punkt 3 Entwickelte betriift, so haben wir 
schon über die Fabel des „Komplexes von sich verschmelzen¬ 
den oder aber sich paralysierenden Einzelgefühlen“ das Nötige 
gesagt; diesen Punkt können wir also hier übergehen, sofern 
„Einzelgefühl“ in der Tat nur Gefühl (= Lust oder Unlust) 
bedeuten soll; denn von einem sich Verschmelzen und Para¬ 
lysieren kann einfach deshalb nicht die Rede sein, weil mehrere 
Gefühle niemals zugleich im Bewußtsein sich finden, und des¬ 
halb schon ein Verschmelzen zu einem Gesamtgefühl {„Ge¬ 
samtton“) nicht statthaben kann. Sofern aber der Gedanke 
darin zum Ausdruck kommen soll, daß sich das Gefühl (der 
sogenannte „Grundton“) der Stimmung erkläre aus dem zu¬ 
sammen auftretenden verschiedenen Gegenständlichen des 
Bewußtseinsaugenblicks, oder, herbartisch ausgedrückt, aus 
den verschiedenen, in gegenseitiger Hemmung und Begünsti¬ 
gung sich findenden „Vorstellungen“, die eben „kollektiv“, 
wie wir wissen, das Gefühl des Augenblicks bedingen, — so 
ist in Punkt 3 tatsächlich nur wiederholt, was in Punkt 1 
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