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Zur Lehre yom Gemüt.
„heiteren Stimmung“ in der Hand, das wir dann etwa noch
als „Stimmung“ schlechtweg bezeichnen könnten. Nichteine
Ausnahme ist es, wenn wir melancholische, heitere, schwer¬
mütige, selige Stimmung usf. haben, sondern wir haben nur
allein und kennen daher auch nur allein solche
„charakterisierte“ Stimmungen.
Wie sollte sich denn wohl die Stimmung, die doch nie¬
mals Stimmung überhaupt, sondern immer eine besondere ist,
als solche kundtun? Etwa in dem „Gr und ton“, wie Nah-
lowsky schreibt? Aber was bedeutet dieses Wort hier zur
Kennzeichnung von Stimmung überhaupt? Mit bloßen Worten
ist keine Erklärung gegeben, und wenn ein Gegebenes auch
selber „vage“ und „dunkel“ sein mag, so fordert es doch nicht
zu seiner entsprechenden wissenschaftlichen Darstellung
wiederum ein „vages“ und „dunkles“, sondern ein deutliches und
klares Wort. Wir sind freilich mit Nahlowsky darin einerlei
Meinung, daß in der Stimmung sich weder „bestimmte Sonder¬
gefühle“ noch „das klare Bewußtsein seiner veranlassenden
Ursachen“ (falls wir diese Worte recht verstehen) finden,
und zwar das Erste nicht, weil überhaupt der Augenblick
der Stimmung nicht auch noch außerdem zugleich ein „Gefühl“
(— „bestimmtes Sondergefühl“) enthalten kann; warum aber
das Zweite nicht, das werden wir später noch besonders
darlegen.
Was jedoch heißen solle, die Stimmung sei „der lediglich
durch seinen Grundton charakterisierte Kollektivzustand des Ge¬
müts“, ist uns an und für sich zunächst unverständlich; sehen
wir uns weiter um, so finden wir, daß Nahlowsky diesen
„Kollektivzustand des Gemüts“ zu erläutern sucht durch einen
„dunklen Komplex vager Einzeigefühle, in welchem das Spezi¬
fische der einzelnen Regungen verwischt, und nur ihr gemein¬
samer Grundton enthalten ist“: eine Erläuterung indes ist
uns dies keineswegs. Schon früher haben wir nachgewiesen, daß
die Annahme vom Zugleichgegebensein mehrerer Gefühle
d. i. von mehrerem Zuständlichen in einem und demselben Bewußt¬
seinsaugenblicke und daher auch mehrerer „Gefühle“ d. i. be¬
sonderer Zusammen von Zuständlichem und Gegenständlichem
unbegründet und fruchtlos sei. Die Behauptung „Komplex