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Zur Lehre vom Gemüt.
Veränderungen handelt, die wir als die wirkenden Bedin¬
gungen der „begleitenden“, Körperempfindung im „Gefühle“
kennen, und wir verstehen sehr wohl, wie es möglich ist,
„künstlich durch Hervorrufen solcher Körperempfindungen“
bestimmte „Gefühle“ deren eines Stück dann eben diese
Empfindungen bilden, zu bewirken. Die auftretende Körper¬
empfindung läßt dann nämlich jenes „maßgebende“ Gegenständ¬
liche, das mit ihr früher in einem bestimmten „Gefühl“ ver¬
knüpft war, als Vorstellung auftreten und damit auch das
zuständliche Stück (Lust oder Unlust), so daß dasselbe be¬
stimmte „Gefühl“ tatsächlich wieder da sein kann. Wir machen
die Erfahrung ja täglich, daß wir auf Grund von Körper¬
empfindungen zu „Gefühlen“ kommen, deren eines Stück eben
jene Körperempfindungen sind, die nach dem Vorstellungs¬
gesetze die „veranlassende Bedingung“ für das Wiederauftreten
des früher als „maßgebendes“ Gegenständliches im „Gefühl“
mit ihnen zusammen Gegebenen im vorstellenden Bewußtsein
bilden.x)
Die große Bedeutung solcher Körperempfindungen für das
„Gefühlsleben“ des Bewußtseins wird hierdurch noch besonders
ins Licht gerückt, ohne daß wir von unserer grundlegenden
Auffassung abzugehen genötigt wären, nach der diese Körper¬
empfindungen selbst auch ein Stück, nämlich das „begleitende“
Gegenständliche der in solchen Fällen durch sie erst ver-
anlaßten „Gefühle“ neben dem „maßgebenden“ Gegenständ¬
lichen sind, das in diesen Fällen die durch sie hervorgerufene
Vorstellung ist. Die so veranlaßten „Gefühle“ kennzeichnen
sich aber als solche besonders dadurch, daß ihr „ma߬
gebendes“ Gegenständliches immer nur Vorstellung und
nicht Wahrnehmung ist.
J) Siehe Lehmke, Lehrbuch der allgem. Psychologie, 2. Aufl.,
S. 221 ff.