Zur Lehre vom Gemüt.
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ständlichem steht ohne Frage auch in engem Zusammenhänge
die verschiedene Stellung des Gegenständlichen im Bewußt¬
sein, da sich zeigt, daß das Gegenständliche von größerem
Gefühlswerte auch mehr im Blickpunkte des Bewußtseins
steht als das übrige, mit anderen Worten, daß es vor dem
übrigen noch besonders „bemerkt“ ist, in der Aufmerksam¬
keitsstellung sich findet.
Es fragt sich nun, ob vielleicht dieses Bemerken oder
Anfmerken überhaupt erst den Grund dafür abgebe, daß das
in der Aufmerksamkeitsstellung befindliche Gegenständliche
größeren Gefühlswert als das übrige hat, oder ob der be¬
stimmte Gefühlswert schon an und für sich an die Besonder¬
heit jenes Gegenständlichen als Gegebenen geknüpft sei und
somit vielleicht dessen größerer Gefühlswert seinerseits den
Grund für das „Bemerktsein“ bilde. Offenbar trifft weder
das eine noch das andere das Richtige; denn einmal liegt sicher¬
lich oft der größere Gefühlswert eines besonderen Gegen¬
ständlichen gegenüber dem mit ihm zugleich auftretenden
anderen in der Besonderheit des Gegenständlichen als Ge¬
gebenen selbst schon gegründet, so daß dadurch dann ver¬
ständlich wird, wie diese Besonderheit, auf die der beson¬
dere Gefühlswert sich gründet, ihrerseits das Bemerktsein
des betreffenden Gegenständlichen vor anderem bedingen kann.
Andererseits aber ist nicht zu leugnen, daß ein mit Aufmerk¬
samkeit bedachtes Gegenständliches, eben sobald es „bemerktes“
ist, sicherlich in seinem Gefühlswerte steigt und dann einen
größeren Gefühlswert als das übrige Gegenständliche des Be¬
wußtseinsaugenblickes hat, mag es nun vorher schon größeren
Gefühlswert als das übrige Gegenständliche gehabt haben
oder nicht.
Die Psychologie ist in der glücklichen Lage, mit Hilfe
der willkürlichen Aufmerksamkeit d. h. im Versuch die
besondere Stellung eines Gegenständlichen im Bewußtsein als
bedeutsamen Umstand für seinen Gefühlswert nachzuweisen
und vor allem festzustellen, wie maßgebend für das Gefühl
des einzelnen Augenblicks eben dasjenige Gegenständliche
sich zeigt, das im Blickpunkt des Bewußtseins steht, mit
anderen Worten, dem die Aufmerksamkeit (ob willkürlich