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Zur Lehre vom Gemüt.
zur Aufmerksamkeit bedingt, wenngleich doch jedes Gegen¬
ständliche für das in den verschiedenen Augenblicken ver¬
schiedene Gefühl immer mitbedingend bleibt. „Hervor¬
gezogen“ wird jedoch in solchen Fällen nicht, wie Lehmann
meint, ein dem besonderen Gegenständlichen angeblich als
„Ton“ anhängendes Gefühl, sondern nur das besondere
Gegenständliche, indem es eben aufmerksam betrachtet
wird. Und ferner wird weder ein angeblicher „Gefühlston“,
noch auch dieses eine besondere Gegenständliche des Augen¬
blicks „für sich genossen“, sondern immer das gesamte be¬
sondere Gegenständliche des Augenblickes samt dem durch
dieses im Verein bedingten einen Gefühle, dessen Verschieden¬
heit in den verschiedenen Augenblicken sich trotz gleich¬
bleibendem gesamtem Gegenständlichen ungezwungen aus der
in den Augenblicken verschiedenen Stellung des verschiedenen
Gegenständlichen zur Aufmerksamkeit erklärt.
Was für ein besonderes Gefühl aber jedes besondere
Gegenständliche, das sich in unserem Beispiele bietet, für
sich allein etwa bedingen würde, das wäre nur zu bestimmen,
wenn es als die einzige gegenständliche Bestimmtheitsbesonder¬
heit eines Bewußtseinsaugenblickes sich böte. Gesetzt aber
auch, dieser Fall könnte in einem Versuche vorgeführt werden,
so bliebe trotzdem die Behauptung ungerechtfertigt, daß jedes
besondere Gegenständliche auch bei dem „festlichen Diner“
ein besonderes „Gefühl“, seinen „Gefühlston“ mit sich geführt
habe, als ob das allseitig doch als nur eines anerkannte
Gefühl, das in jenem Diner-Augenblick gegeben ist, als die
„Mischung“ von einer Mehrzahl angeblicher „Gefühlstöne“
oder Elementargefühle des Bewußtseinsaugenblicks anzusehen
sei. Diese Folgerung beruhte, selbst wenn jener Versuch,
Bewußtseinsaugenblicke mit nur je einem des mannigfaltigen
Diner-Gegenständlichen zu schaffen, gelingen könnte, auf einer
ebenso überflüssigen, wie in keiner Weise durch Erfahrung
zu bestätigenden Hypothese, die völlig im selben Fahrwasser
läuft, in dem wir die von der psychologischen Atomistik auf¬
gestellte Hypothese finden, nach der nämlich die tatsächlich
nicht weiter in Besonderes auflösbare eine Empfindung, so¬
bald sich herausstellt, daß mehrere Reize zugleich diese