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Zur Lehre vom Gemüt.
der Tat, um einerseits für den einen Bewußtseinsaugenblick
zwar an dem einen Gefühl, das eingestandenermaßen nur
allein sich nachweisen läßt, aber andererseits doch auch an
der Hypothese von der besonderen „Gefühlsbetonung“ jedes
besonderen Gegenständlichen festzuhalten, zu der Behauptung
die Zuflucht genommen, daß jenes eine Gefühl des Bewußtseins¬
augenblickes trotz alledem und letzten Endes doch entweder
als eine „Gefühlsmischung“ oder als ein „gemischtes Gefühl“
(s. Lehmann) begriffen werden müsse, daß also das eine Ge¬
fühl des Augenblicks als ein aus Elementargefühlen zusammen¬
gesetztes Gefühl aufzufassen sei. Für diese Behauptung frei¬
lich müssen wir dann den sicheren Nachweis fordern, daß es
so sei oder so sein müsse, denn als bloße Folgerung aus jener
Hypothese der „Gefühlsbetonung“ jedes besonderen Gegen¬
ständlichen schwebt sie mit dieser selbst so lange in der
Luft, als bis sie in den Erfahrungstatsachen ihre Bestätigung
gefunden hat oder auf Grund solcher Tatsachen als deren
notwendig geforderter Erklärungsgrund erkannt wird.
Was zunächst das Gefühl (s. Lehmann a. a. 0. S. 216 f.),
das als „Gefühlsmischung“ aufzufassen sei, betrifft, so führt
Lehmann als ein „typisches Beispiel“ solchen Gefühls folgen¬
des an: „Wenn bei einem festlichen Liner die zahlreichen ab¬
wechselnden Geschmacksempfindungen, prächtiges Tischgerät,
Lichter, Blumen, Musik und heiteres Gespräch jedes für
sich uns Lustgefühle zuführen und das Ihrige zur Erzeugung
der festlichen Stimmung beitragen, solange die Aufmerksam¬
keit nämlich auf keine der betonten Vorstellungen willkürlich
gerichtet wird, bilden alle vorhandenen Gefühle eine kompakte
Masse, in welcher kein einzelnes Moment besonders hervor¬
tritt; alle diese Gefühle aber stehen dennoch in einer rein
äußeren zufälligen Beziehung zueinander, und sobald man die
Aufmerksamkeit willkürlich auf eine der betonten Vorstellungen
richtet, treten alle anderen Gefühlsmomente in den Hinter¬
grund und nur das besonders festgehaltene Gefühl steht im
Bewußtsein klar da; man kann auf diese Weise jedes einzelne
der zusammenwirkenden Lustmomente hervorziehen und für
sich genießen“ (s. a. a. 0. S. 214f.).
Wir müssen erklären, dieses „typische“ Beispiel für ein