102
Zur Lehre vom Gemüt.
Affektes selber. Diejenigen Psychologen die, wie Lange und
Sergi, sowie früher auch James, dieses Stück in den Mittel¬
punkt gerückt und als eigentlichen Kern des Affekts hin¬
gestellt haben, sind nur zu weit gegangen, indem sie das
allerdings die Affekte als besondere „Gefühle“ zweifellos allein
Kennzeichnende, die starke Körperempfindung, für das den
Affekt als Bestimmtheitsbesonderheit überhaupt auch in erster
Linie Bedingende ansahen. Dieses aber ist und bleibt,
wie für das „Gefühl“ überhaupt, so natürlich auch für den
Affekt das im Blickpunkt des Bewußtseins stehende „ma߬
gebende“ Gegenständliche, das natürlich bei dem Affekt auch
immer ein anderes Gegenständliches als Körper¬
empfindung ist.
Dieses „maßgebende“ Gegenständliche steht auch für jeden
Affekt trotz aller Stärke der „begleitenden“ Körperempfindung
im Blickpunkte des Bewußtseins und ist dasjenige, was seiner¬
seits das Auftreten des den Affekt als besonderes „Gefühl“
allerdings allein charakterisierenden „begleitenden“ Gegen¬
ständlichen bedingt, wie dieses auf Grund von Veränderungen des
Muskel-, Gefäß- und Nervensystems des menschlichen Körpers
eben als „unklare Empfindung“ (auch Yitalempfindung ge¬
nannt) in großer Intensität da ist.
Ob ein „Gefühl“ nun in dem einzelnen Fall ein Affekt
sei oder nicht, ob es in einem bestimmten Fall „schon“ ein
Affekt oder „noch nicht“ so zu nennen sei, wird vielfach schwer
festgestellt werden können, da keine Intensitätsgrenze in
Maß und Zahl für die dem Affekte zukommende Körper¬
empfindung angegeben werden kann. Im Ganzen und Großen
aber haben wir ein Kennzeichen darin, daß in dem „Gefühl“,
das wir „Affekt“ nennen, die „unklare“ Körperempfindung doch
als ein besonderes Stück deutlich zum Bewußtsein kommt,
während im sonstigen „Gefühl“ das nicht prüfende Be¬
wußtsein gar nicht der „begleitenden“ Körperempfindung als
einer besonderen inne wird. Dieses ist ja auch der Grund,
daß selbst der Prüfende bei der Zergliederung des „Gefühls“
im Allgemeinen das „begleitende“ Gegenständliche leicht über¬
sieht, während es ihm bei dem besonderen „Gefühl“, das wir
Affekt nennen, niemals entgeht. Auf ebendenselben Umstand