312
Ohne wirtschaftlichen Reichtum, der sich in
wenigen Händen sammelt, ist auch „Reich¬
tum“ an bildenden Künsten, an Geist, an vor¬
nehmer Sitte unmöglich, um von dem Luxus
an Weltanschauungen, an theoretischem statt
praktischem Denken zuschweigen.Wirtschaft-
liche Verarmung zieht geistige und künstle¬
rische sofort nach sich.
313
Kultur ist ohne eine gewisse Höhe der Lebens¬
haltung nicht zu denken. Der Nachwuchs für
Wissenschaft, Kunst und Technik bedarf einer
geistigen Verfeinerung, welche im allgemeinen
den groben Kampf ums Dasein schon für die
Väter und Mütter ausschließt.
314
Alles abstrakte Grübeln über Wirtschafts¬
begriffe fern von aller wirtschaftlichen Erfah¬
rung führt, wenn es mutig und ehrlich zu Ende
geführt wird, irgendwie zu Vernunftschlüssen
gegen Staat und Eigentum, und nur der Man¬
gel an Blick erspart es diesen materialistischen
Scholastikern zu sehen, daß am Ende ihrer Ge¬
dankenkette wieder der Anfang steht: derver-
8 Sp. G.
107