Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar (45)

Hüttenlehm angereicherte Brandschichten belegen, dass die Bebauung im Bereich 
von Haus 5 zunächst während zweier Bauphasen in Fachwerk ausgeführt war, und 
dass eben diese Bebauung durch Brandeinwirkungen zerstört worden war. 
Waren die raumbegrenzenden Strukturen innerhalb des Hauses Fachwerkkons¬ 
truktionen, so gibt es nur wenige Hinweise auf die Ausführung der Dachkons¬ 
truktion und des Daches. Zwar deuten die wenigen Dachziegel auf eine Abdeckung 
aus Tegulae und Imbrices hin, aber die Anzahl ist zu gering, um einen abschlie¬ 
ßenden Nachweis zu führen. Wahrscheinlich aber wurden die Reste des Ziegel¬ 
schutts, der die eigentliche Brandschicht überdeckt hatte, entfernt und einer Wie¬ 
derverwendung zugeführt. Die Reste der die Zerstörungen belegenden Schichten 
hingegen wurden mit einer Sandschicht aufgefüllt, planiert und nivelliert. Darüber 
entstand ein neuer Laufhorizont als neue Siedlungsschicht. Vergleichbare Befunde 
hatte Kolling auch bei den Haus 5 gegenüberliegenden Streifenhäusern festgestellt 
Den beiden Bauphasen der Fachwerkbauphase folgte offenbar eine Mischbau- 
weise aus Holz und Stein. Erkennbar wird dies anhand einer Steinpackung, die der 
südlichen Begrenzungsmauer von Haus 4 vorgelagert ist. Diese kann als Rest der 
bei Anlage der Südmauer von Haus 4 bis auf die Rollierung geschleifte Nordmauer 
von Haus 5 interpretiert werden. Ob das Schleifen der einen Mauer zeitgleich oder 
wenig später mit dem Errichten der nördlich vorgelagerten Mauer erfolgte, ist bis¬ 
lang noch unklar. Da keine weiteren Mauerzüge erfasst wurden, die in Zusammen¬ 
hang mit der geschleiften Mauer stehen könnten, liegt die Vermutung nahe, dass 
die inneren Strukturen im Bereich von Haus 5 während dieser Bauphase aus Holz 
bestanden. 
Das lässt der Fund von zahlreichen Pfostenlöchern vermuten (Abb. 6, S. 295). 
Wie sich die Innenbebauung und die Nutzung des Bereiches von Haus 5 während 
dieser ersten drei Bauphasen im Einzelnen gestaltet, muss die Kartierung der Pfos¬ 
tenlöcher, Gruben und Öfen zeigen. Die diesbezügliche Auswertung ist zum jetzi¬ 
gen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Es gibt aber etliche eindeutige Hinweise, 
dass hier ein Handwerk betrieben wurde, bei dem Feuer mit sehr hohen Tempera¬ 
turen benötigt wurde. 
Ein viertes Mal änderte sich die Bebauung im Bereich von Haus 5, als die Süd¬ 
mauer von Haus 4 errichtet wurde und die hypokaustierten Räume im Norden und 
Nordosten (siehe oben) angebaut wurden, ln zeitlichem und funktionalen Zusam¬ 
menhang mit den Baumaßnahmen dieser Zeit steht ein Fundstellenensemble, das 
man als Herd- beziehungsweise Kochstellenszenario ansprechen könnte. Dieses 
„Küchenensemble“ geht einer im Kollingplan verzeichneten Herdstelle zeitlich vo¬ 
raus. Zwischen der Einrichtung der beiden Kochstellen dürfte keine allzu lange 
Zeitspanne liegen. 
Problematischer erweist sich die zeitliche Einordnung des bereits während der 
Kollinggrabung untersuchten Kellers. Da sich der Kellerabgang zum Herdstellen- 
Arrangement hin öffnet, ist es möglich, dass der Keller gleichzeitig beziehungs¬ 
weise zeitnah mit den Erweiterungen im Norden beziehungsweise Nord-Osten von 
Haus 5 angelegt wurde. Auf der Ostseite des Kellers, wo die obersten Steine noch 
erhalten sind, sind die Ausarbeitungen für Lichtschächte, wie sie in Schwarzen¬ 
acker an nahezu allen Keller anzutreffen sind, erkennbar. Die Ausarbeitung von 
Deckenbalkenauflagen an diesen Steinblöcken belegt, dass die Räume über den 
Kellern in die Häuser integriert waren. 
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