Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar

Neue Ausgrabungen in Haus 5 
Im Zuge der geplanten Neubauvorhaben im Freilichtgelände des Römermuseums 
wurde im April 2010 mit den Ausgrabungen im Bereich von Haus 5, im Süden der 
Gesamtanlage, begonnen4. Vor Erstellen eines neu zu rekonstruierenden Gebäudes 
ist es notwendig, den archäologischen Befund bis zum gewachsenen Boden zu klä¬ 
ren. Die bereits vom damaligen Landesarchäologen Alfons Kolling ergrabene Flä¬ 
che wurde erneut und weiterführender untersucht, weil er sich bei seinen Ausgra¬ 
bungen in den 1970er Jahren auf die Freilegung der Grundrisse und das Erreichen 
eines ersten Fußbodenniveaus beschränkt hatte. Darüber hinaus legte er in allen 
Fällen die zu den Anwesen gehörigen Keller frei. Das bedeutete, dass die unter 
diesem Niveau befindlichen Strukturen noch in situ waren und damit als ungestörte 
archäologische Schichten galten. 
Vor Beginn der eigentlichen Ausgrabungsarbeiten wurde der Ist-Zustand mit der 
Dokumentation der Altgrabung abgeglichen (Abb. 4; S. 294). Dabei fiel auf, dass 
der Gesamtplan in verschiedenen Abschnitten nicht vollständig steingerecht vor¬ 
lag. Um das Originalmauerwerk zu dokumentieren, war es notwendig, zunächst ei¬ 
nige „moderne“ Mauerkronen, die den bisherigen Grundrissverlauf im Gelände 
markierten, zu entfernen. 
Nach Abnahme des rekonstruierten Mauerwerks der Nordmauer von Haus 5 und 
zwei nordöstlichen gelegenen Räumen wurde deutlich, dass es sich bei der bisher 
als Nordmauer von Haus 5 betrachteten Wand um die Südmauer von Haus 4 han¬ 
delt, und dass diese Räumlichkeiten im Nordosten von Haus 5 nachträglich an die 
Südmauer von Haus 4 angebaut worden waren. Wenngleich die beschriebene Be¬ 
fundsituation zwei Bauphasen beschreibt, liegen die baulichen Maßnahmen wahr¬ 
scheinlich recht zeitnah zueinander. Sie könnten auch als Ergebnis einer Planände¬ 
rung zu verstehen sein und somit eher eine Baufuge darstellen. 
Bei den beiden genannten Räumen im Nordosten von Haus 5 handelt es sich um 
zwei mit Fußbodenheizung ausgestattete Zimmer mitsamt ihrer Befeuerungsanlage 
(Abb. 5, S. 295). Eine unter dem Praefurnium des größeren Raumes gefundene 
Münze des Trajan verweist zumindest den Anbau der hypokaustierten Räume in 
die Zeit der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert nach Christus. Die Errichtung der 
Südmauer von Haus 4 würde somit in dieselbe Zeit oder ein wenig älter datieren. 
Dieser zeitliche Ansatz ist auch für die unter dem Niveau der hypokaustieren 
Räume befindlichen Schichten und schichtgebundenen Befunde von großer Wich¬ 
tigkeit, denn diese müssen, weil sie von trajanischen Befunden überlagert werden, 
älter sein. Funde und Befunde der tiefer liegenden Schichten repräsentieren somit 
Alltag, Siedlungsstruktur und Stadtentwicklung im römischen Vicus von Schwar¬ 
zenacker des 1. Jahrhunderts nach Christus. 
Schichten und Befunde legen auch beredtes Zeugnis davon ab, dass sich die rö¬ 
mische Kleinstadt in ständigem Wandel befand. Zwei sehr stark mit Holzkohle und 
4 Die Grundlage für die weiterfiihrenden Auswertungen der älteren Grabungsbefunde lie¬ 
fern die vorliegenden Dokumentationen von Alfons Kolling. Für die neuzeitlichen Doku¬ 
mentationen zeichnen der Verfasser und seine Mitarbeiter verantwortlich. An dieser Stel¬ 
le sei Frau Sabine Emser M.A. gedankt, die die derzeitigen Ausgrabungen und die Doku¬ 
mentation an Haus 5 vor Ort betreut und leitet. Ihre umsichtige Art ermöglicht genaueste 
Beobachtungen von Veränderungen der Stratigraphien im Befund, die für die strukturel¬ 
len Veränderungen in der Siedlungsentwicklung von großer Wichtigkeit sind. 
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