Professor Meyers zu einer Zusammenkunft in Saarbrücken fand Sauters volle Zu¬
stimmung. ln seinem Antwortschreiben vom 18. Januar gab er lediglich zu beden¬
ken, ob eine Universitätsbibliothek die geeignete Institution für die Bearbeitung
einer Regionalbibliographie sei und brachte die Stadtbibliothek mit ihrer Landes¬
kundlichen Abteilung ins Gespräch24. Eine Antwort auf diesen Einwand ist nicht
überliefert. Bei dem Treffen zwischen Sauter und Professor Meyer wurde nach
Darlegung der Sachlage und der Standpunkte am 29. März nur noch mit der Uni¬
versitätsbibliothek verhandelt, die dem Projekt von Anfang an positiv gegenüber
gestanden hatte. Erwartungsgemäß erklärte sich ihr Direktor, Dr. Cordes, gerne
bereit, dafür geeignete Mitarbeiter zu Verfügung zu stellen25.
In den darauf folgenden Fachgesprächen wurden zuerst die laufende und retro¬
spektive Bibliographie getrennt. Professor Meyer hatte eine laufende Bibliographie
bereits 1955 angeregt und die Landesbibliothek in Speyer hatte diesen Schritt
längst mit Erfolg vollzogen. Die Menge der jährlich immer zahlreicher erscheinen¬
den Publikationen legte solch einen Schritt nahe. Zudem war die erforderliche Ab¬
stimmung bei der laufenden Bibliographie einfach, es brauchte nur das Übergabe¬
datum vereinbart werden, an dem die Universitätsbibliothek mit der neuen Saarlän¬
dischen Bibliographie beginnen konnte.
Bei der retrospektiven Bibliographie war die Sachlage komplizierter. Aus „Pres¬
tigegründen“26 hätte die Kommission die retrospektive Bibliographie gerne selber
herausgegeben. Mit dem Material von Dr. Dillinger, das die Kommission 1961
käuflich erwarb, war bereits ein Grundstock vorhanden, der noch ergänzt werden
konnte: Die Kommission verhandelte mit Professor Corsten in Köln, der den Band
4: Geschichte seiner Rheinischen Bibliographie vorbereitete, über den Ankauf der
saarländischen Titelaufnahmen und bemühte sich zur gleichen Zeit ebenfalls um
deren Erwerbung aus der Bibliographie der Landesbibliothek in Speyer. Bibliothe¬
kare der Universitätsbibliothek, so die Planung der Kommission, könnten in weni¬
gen Jahren das Titelmaterial aufarbeiten und ergänzen27.
Für eine neue Wendung sorgte die Nachricht, der erste Teilband von Professor
Corsten stehe kurz vor dem Druck und könne noch 1963 erscheinen. Dies stellte
den Sinn einer eigenen retrospektiven Bibliographie in Frage, zudem auch bei den
Verhandlungen mit der Landesbibliothek in Speyer die Pfälzische Akademie zur
Förderung der Wissenschaften die Auffassung vertrat, eine Herausnahme des
saarländischen Materials würde allein Mehrarbeit verursachen. Diese Auffassung
hat sich in der Folge durchgesetzt. Die Kommission einigte sich mit der Landes¬
bibliothek in Speyer darauf, dass die saarländischen Titel in der retrospektiven
Pfälzischen Bibliographie verbleiben sollten, und sie beteiligte sich finanziell an
deren Veröffentlichung. Als weiteren Beitrag stellte sie das von Dr. Dillinger ge¬
sammelte Titelmaterial zur Verfügung.
Nach der so gefundenen Lösung wäre das Saarland von den beiden auswärtigen
Bibliographien einigermaßen vollständig verzeichnet worden. Doch es kam anders.
Professor Corsten verstarb, fand keinen Nachfolger und sein Band 4: Geschichte
24 Schreiben vom 18.1.1960 an Prof. Meyer.
2" Aktenvermerk der Kommission vom 29. März 1960.
26 So die Geschichte der Pfälzischen Landesbibliothek! Ruppert (wie Anm. 6), S. 89.
2 Drehmann, Initiativen (wie Anm. 10), S. 37-39; Universitätsarchiv, Ordner Kom¬
mission.
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