Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar (45)

Kultgegenstände aufgestellt waren, lässt sich nicht beantworten. Zahlreiche Ab¬ 
schnitte des Hauses waren in der Vergangenheit bereits durch größere Raubgra¬ 
bungen und Steinraub zerstört worden. So konnte auch die Baugrube aus dem Jahr 
1915 lokalisiert werden. 
Lediglich auf der freigelegten Ostseite des Hauses waren kleine, ungestörte Berei¬ 
che anzutreffen. In einer Raumecke standen etliche ganz erhaltene Gefäße, darun¬ 
ter Terra Sigillata. Nicht weit davon entfernt kamen zahlreiche Fragmente von 
Gusstiegeln mit Bronze- und Eisenschlacken zum Vorschein. 
Es ließen sich für das Haus drei Ausbauphasen feststellen. Auffallend war dabei, 
dass die Qualität des Mauerwerkes sich verändert hatte. In der letzten Bauphase, in 
der das Haus den Innenhof allseitig umschloss, wurde auch ein zweiter, nur halb¬ 
tief ins Erdreich eingreifender Kelleranbau aus kleinteiligem Mauerwerk errichtet. 
Der hier gemachte Fund von über 40, teilweise prägefrischen konstantinischen 
Kleinerzen neben einem zerstörten Faltenbecher belegt die intensive Nutzung des 
Hauses für das vierte Jahrhundert nach Christus. Zahlreiche weitere spätantike 
Fundmünzen aus dem Abraum bestätigen diese Beobachtung. 
Von besonderer Bedeutung sind die Einzelfunde einer kleinen Löwenstatuette und 
Fragmente eines Pentagon-Dodekaeders, die ebenfalls aus den oberen Abraum¬ 
schichten stammen. Das Fragment des Pentagon-Dodekaeders ist dem bekannten 
Exemplar in Größe und Ausformung sehr ähnlich3. Es ist somit der Nachweis von 
zwei Exemplaren in Schwarzenacker gesichert4. Die Entdeckung dieses großen 
Hauses, der von hier stammende Münzhortfund von 1915 sowie die neuen Frag¬ 
mente des Dodekaeders werfen noch einige Fragen zur Bedeutung der offensicht¬ 
lich repräsentativen Anlage des 4. Jahrhunderts im römischen Vicus von Schwar¬ 
zenacker auf. 
Eine innerstädtische Tempelanlage 
In der zweiten großen Grabungskampagne in Schwarzenacker untersuchte Alfons 
Kolling von 1980 bis 1982 das damalige Wiesengelände, das noch heute von den 
barocken Mauern eingefasst ist. In dieser Fläche wurde später der barockisierende 
Garten angelegt. Zahlreiche Sondagen belegten sowohl bebaute Abschnitte als 
auch solche mit „Baulücken“. Von besonderem Interesse waren dabei die Hinweise 
auf ein ummauertes innerstädtisches Heiligtum, wo der Dodekaeder und eine Zie¬ 
gelplatte mit zahlreichen Münzen als Deponierung/Opfer gefunden wurde5. 
Mit der Absicht, den Garten mit der Anlage eines Kräutergartens im nordöstli¬ 
chen Areal zu bereichern, wurde 2004 in dem beplanten Bereich eine Flächengra¬ 
bung durchgeführt, um den archäologischen Befund abschließend zu klären. 
Nachdem zunächst im östlichen Bereich der Grabungsfläche einige Weihede¬ 
pots entdeckt worden waren, wurden die Fundamente eines kleinen, rechteckigen 
3 Ebd. S. 124. 
4 Zum Pentagon-Dodekaeder vgl. Robert Nouwen, De Romeinse Pentagon-Dodekaeder: 
mythe en enigma (Publikaties van het gallo-romeins museum, Tongeren Nr. 45), Lim¬ 
burg 1993. Michael Guggenberger, Etwas Gewisses hievon zu bestimmen waere ein 
Gewagtes, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum (45) 2000, 
S. 67-84. 
5 Kolling, Die Römerstadt (wie Anm. 1), S. 119f. 
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