sourcen, insbesondere des Waldes und des Kapitals an Holz. Aber auch die Dorf¬
schule wurde weitergeführt und kirchliche Feste nach wie vor begangen. Bereits
die vorliegende Rechnungslegung des Hameiers dokumentiert diese Kontinuität
und Stabilität.
Darüber hinaus tätigte die Gemeinde 1797 erstmals seit Kriegsbeginn eine grö¬
ßere Investition: die Anschaffung einer neuen Kirchenglocke, die am 9. Thermidor
des Jahres V in Metz bezahlt wurde55. Die dortige Glockengießerei hatte den Bür¬
gern Johannes Eisenhart und Wilhelm Thönes den Empfang von 1275 Francs für
eine Glocke, die sie gekauft haben und die 1275 Pfund wiegt, Markengewicht f
quittiert. In Saarwellingen war die Summe durch Spenden, die zum Teil namhaft
belegt sind, aufgebracht worden, insgesamt 1342 Livres. Davon stammten 152 Liv¬
res aus anonymen Spenden im August 1797, 75 Livres aus Kirchengeldem, 288
Livres vom Pastor, Franz Geradin; der größere Teil der Gesamtsumme in Beträgen
zwischen 120 und 168 Livres von Mathias Mahler, Johannes Krämer, Mathias
Krämer, dem Schöffen, Johannes Kessler (dem Agenten?), dem Sägemüller und
dem Oberen Müller.
Die Glocke war zudem eine Angelegenheit, die eine Vielzahl von Gemeinde-
mitgliedem direkt oder indirekt betraf, als sie im Spätsommer 1797 installiert wur¬
de, wie die Gemeinderechnungen belegen: Klöppel und Glockenseil, Aufhän¬
gungsseile, Schmiede- und Sattlerarbeiten, Transport, die Reise nach Metz, ein¬
schließlich der Bezahlung eines Dolmetschers, und schließlich die Ausgabe von
Branntwein und Bier für die Helfer beim Aufhängen schlugen zu Buche56. Das Pro¬
jekt erforderte ein Höchstmaß an kommunaler Solidarität. Im gleichen Jahr wies
die Gemeinderechnung Kosten für eine Prozession aus: die Überfahrt mit der Pro¬
zession zu Nalbach bezahlt das Kreuz nach Mettlach zu tragen, bezahlt den Chor¬
sängern ihre Fuhre bezahlt'1. Spekulativ könnte man mit beiden religiös geprägten
Aktionen einen Zusammenhang mit den bevorstehenden Friedensschlüssen ver¬
knüpfen. Die Aktion zeigt zudem, dass die christliche Volksfrömmigkeit ausge¬
prägt war und der Revolutionskult daher kaum Fuß fasste. Pastor Franz Geradin,
der zwischen 1789 und 1803 in Saarwellingen Pfarrer war, hatte den revolutionä¬
ren Verfassungseid verweigert. Er war in der Gemeinde hoch angesehen und die
Saarwellinger versteckten ihn vor Verfolgung. Seine seelsorgerischen Bemühungen
wurden auch von den benachbarten französischen Pfarreien in Anspruch genom¬
men, von denen entweder die Pfarrer von den Republikanern vertrieben waren,
oder wo sich abgefallene Priester befanden, denen die Rechtgläubigen kein Zu¬
trauen schenken wollten. Namentlich finden sich in seinen Kirchenregistern sehr
viele Trauungen und Taufen von Auswärtigen. Selbst Kinder aus Saarlouis wurden
ihm übergeben, um sie auf den Empfang der Kommunion vorzubereiten5*.
Vgl. zum Folgenden: Mayer, Gemeinderechnungen (wie Anm. 2), A 4, S. 30, Nr. 96.
Die übersetzte Abschrift der Quittung ist der einzige Beleg für die Verwendung des Re¬
volutionskalenders.
56 Ebd. A 4, S. 35, Nr. 67, 68, 69, 72; S. 36, Nr. 85-88, 97; S. 37.
57 Ebd. A4, S. 34,Nr. 55.
K Mayer, Einwohner (wie Anm. 2), S. 67 Pfarrchronik, Bericht des Pastors Jakob Antoine
über die Revolutionszeit. Das Kirchenbuch verzeichnet 60 Trauungen und 400 Kindstau¬
fen von Ortsfemden, darunter 124 aus Saarlibre.
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