cherchen anzustellen bei Dr. habil. Hellwig, Köln, und Prof. Dr. Christmann, Kai¬
serslautern^. Der gebürtige Saarbrücker Fritz Hellwig, Historiker, Industriema¬
nager und Abgeordneter der Christlichen Demokratischen Union im Deutschen
Bundestag (1953-1959), wurde nie Kommissionsmitglied, der renommierte Pfälzer
Volkskundler, Namenforscher und Mundartdichter Ernst Christmann erst 1958.
Hellwig, der „vielleicht der kompetenteste ,saarländische4 Landeshistoriker in den
Reihen der Kommissionsmitglieder gewesen [wäre]“* 26, war für die Regierung
Hoffmann untragbar als Streiter für die Rückgliederung des Saarlandes an
Deutschland'7, Christmann als „aktiver Nationalsozialist“, der „in Partei-Gliede¬
rungen verantwortliche Posten wahrgenommen hatte4“8. Christmann wurde nach
dem Krieg auf Betreiben der französischen Militärverwaltung von der Universität
Heidelberg, wo er von 1943 bis Kriegsende als Honorarprofessor tätig gewesen
war29 30, entlassen. Das Entnazifizierungsverfahren beendete der Eintritt in den frei¬
willigen Ruhestand20,
Betrachtet man das aktuelle Verzeichnis der Mitglieder der Kommission für
Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung (66 Ordentliche, 7 Korres¬
pondierende Mitglieder), so stellt man fest, dass die Prinzipien der Gründungs¬
phase, nämlich breites Fächerspektrum der Mitglieder sowie Einbeziehung von
landesgeschichtlich ausgewiesenen Persönlichkeiten und Institutionen der benach¬
barten Bundesländer und des angrenzenden Auslands, auch die heutige Berufungs¬
praxis prägen.
Anders als Anfang der 50er Jahre sind allerdings heute die auf dem Gebiet der
Landes- und Ortsgeschichte forschenden Laien in der Kommission kaum mehr ver¬
treten. Bei den Mitgliedern handelt es sich ausschließlich um Wissenschaftler (Pro¬
fessoren, wissenschaftliche Mitarbeiter) und Amtsleiter. Das mag daran liegen,
dass sich angesichts der anfangs skizzierten Vielzahl an regional und kommunal
tätigen historischen Vereinen für die Gruppe der Lokal- und Regionalhistorikerin¬
nen und -historiker andere Möglichkeiten ergeben, um ihr Interesse und ihre
Kenntnisse einzubringen.
Die Emanzipationsbewegung ging an der Kommission nicht ganz spurlos vor¬
bei. in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens, also bis 1977, gehörten ihr nur drei
Frauen an: als Ordentliche Mitglieder die oben genannte Edith Ennen, die vom 9.
Juli 1965 bis zum 8. Juli 1966 als Stellvertretende Vorsitzende und vom 8. Juli
1966 bis zum 10. Oktober 1969 gar als Vorsitzende wirkte (verstorben am 28. Juni
1999)31, und die damalige Professorin an der Pädagogischen Hochschule des Saar-
2? Siehe Anm. 14.
26 Jäschke, Gründungszeit (wie Anm. 5), S. 45.
27 Ebd. S. 45-48.
28 Freund, Volk (wie Anm. 22), S. 224.
29 Hans-Walter Herrmann, Nachruf auf Ernst Christmann, in: Zeitschrift für die Geschich¬
te der Saargegend 22 (1974), S. 10-13, hier S. 11.
30 Freund, Volk (wie Anm. 22), S. 224-230.
1965-1968 war Edith Ennen, die 1964 als Nachfolgerin von Hektor Ammann auf den
Saarbrücker Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte berufen worden war, auch
Vorsitzende des Historischen Vereins. Nachrufe: Franz Irsigler, Edith Ennen. An¬
merkungen zu Werk und Wirkung, in: Mitteleuropäisches Städtewesen in Mittelalter und
Frühneuzeit. Edith Ennen gewidmet, hg. von Wilhelm Janssen und Margret Wensky,
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