Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar (45)

Irsigler existiert der Forschungsschwerpunkt „Hexenverfolgungen“ am Fach Ge¬ 
schichte weiter13. 
Mit dem Blick nach Tübingen und Trier wird jedoch allzu leicht vergessen, dass 
auch Richard van Dülmen (Saarbrücken), als er die Professur für die Geschichte 
der Frühen Neuzeit mit besonderer Berücksichtigung der Landesgeschichte14 * an 
der Universität des Saarlandes innehatte, die Ansätze der historischen Anthropolo¬ 
gie mit der Methodik der „klassischen“ Landesgeschichte so programmatisch wie 
erfolgreich zu verbinden vermochte. Deutlich wird dies unter anderem an der von 
ihm initiierten Saarbrücker Ausstellung „Hexenwelten. Magie und Imagination 
vom 16.-20. Jahrhundert“ des Jahres 1987, an deren Begleitband auch seine beiden 
Schüler Eva Labouvie und Wolfgang Behringer mitwirkten". Im gleichen Jahr er¬ 
schien Wolfgang Behringers Dissertation zu den Hexenverfolgungen in Südost¬ 
deutschland (vorzugsweise zum Herzogtum Bayern), welche die richtungweisende 
Darstellung von H. C. Erik Midelfort zu den Hexenjagden in Südwestdeutschland 
wesentlich ergänzen und eine lange Reihe nachfolgender Regionalstudien anführen 
sollte16. 
Landesgeschichte und internationale Hexenforschung gingen damit eine überaus 
fruchtbare Symbiose ein. Dieser erfolgreiche Paradigmenwechsel war nicht zuletzt 
durch das gestiegene öffentliche Interesse am Thema initiiert worden, getragen von 
der Frauen- und Studentenbewegung, der Auseinandersetzung mit dem Justizun¬ 
recht der NS-Diktatur sowie der Beschäftigung mit Menschenrechts- und Toleranz¬ 
fragen 7. 
Auch wenn es landesgeschichtliche Lehrstühle waren, die der professionellen 
Hexenforschung eine erste universitäre Heimat boten, so wird dieses Faktum wis¬ 
13 Die internationale Zusammenarbeit wird weiterhin groß geschrieben; verwiesen sei hier 
nur - neben meiner Publikationsliste (http://www.uni-trier.de/index.php?id:=24020) - auf 
die gemeinsam mit dem an der Université du Luxembourg angesiedelten Projekt „Histo¬ 
rische Wortbildung des moselfränkisch-luxemburgischen Raumes“ (Heinz Sieburg, Brit¬ 
ta Weimann) veranstaltete Tagung „Wissenstransfer - Interdisziplinäre Zugänge zur 
Vermittlung von Magie- und Zauberei-Imaginationen“ (13.-15. Oktober 2011) sowie den 
Forschungsaufenthalt von Liv Helene Willumsen (Universität Tromso) von August bis 
Dezember 2011 in Trier zur Vorbereitung eines gemeinsamen Projekt- und Publika¬ 
tionsvorhabens. 
14 So laut Protokoll der offiziellen Gedenkfeier zum Tode Richard van Dülmens; vgl. 
http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/93172/. Wolfgang Behringer spricht in sei¬ 
nem Nachruf von einer Abteilung Landeskunde des Lehrstuhls Frühe Neuzeit; vgl. 
http://www.uni-saarland.de/fak3/behringer/HP/nachruf_rvd.html. 
1 Hexenwelten. Magie und Imagination, hg. von Richard van Dülmen, Frankfurt am Main 
1987. 
16 In einem Überblick zum Stand der frühneuzeitlich orientierten Landesgeschichte Altbay¬ 
erns wird die Dissertation Behringers unter dem Stichwort „Lebensformen“ eindeutig als 
regional- beziehungsweise landesgeschichtliche Arbeit im besten Sinne eingestuft; Ma¬ 
ximilian Lanzinner, Patient Landesgeschichte? Neuere Forschungen zur Geschichte 
(Alt-)Bayerns in der Frühen Neuzeit, in: Buchholz, Landesgeschichte (wie Anm. 1), S. 
133-144, hierS. 139f. 
1 So Eichhorn, Geschichtswissenschaft (wie Anm. 4), S. 256-268. 
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