väterlicherseits, Anna Amalia von Baden-Durlach1' (unten links), und der Gro߬
mutter mütterlicherseits, Magdalena Katharina von Pfalz-Zweibrücken13 14 (unten
rechts). Karl Siegfrieds eigener Wappenschild ist mit nicht weniger als sieben Hel¬
men besonders prunkvoll gestaltet.
Es verwundert, dass das Butzbacher Kirchenbuch die Grabinschrift als „alters¬
halben unlesbar“1' charakterisiert. Aus der Perspektive des heutigen Betrachters
lässt sich dieser Eindruck nur schwerlich nachempfinden, handelt es sich doch um
eine recht geläufige Minuskel (Buchstabenhöhe ca. 2 cm) mit kursivem Duktus,
offensichtlich stark von der damaligen Schreibschrift inspiriert. Mühsam zu entzif¬
fern sind allenfalls die zum Teil sehr verschnörkelten Versalien, die der Steinmetz
mit einer gewissen Willkür zur Hervorhebung von Namen und Titeln verwendete.
Auffallend ist auch die häufige Benutzung diakritischer Zeichen, die offenbar dem
zeitgenössischen Kanzleigebrauch entlehnt sind: Unterschiedliche Akzente deuten
Vokallängen an, so zum Beispiel bei Ablativ- und Adverb-Endungen (natä, bellö,
altissime) oder in der seltenen Perfektbildung posuere, auch wenn hier - wohl irr¬
tümlich - der Zirkumflex auf das u gesetzt ist. Insgesamt weist die vielzeilige In¬
schrift nur relativ wenige Fehler auf; ein einziges Wort (laesus) musste nach¬
träglich über der Zeile ergänzt werden. Andere Missgriffe des Steinmetzen lassen
sich durch eine schwer lesbare Vorlage erklären; so wurde auditis fälschlich als
anditis wiedergegeben, globulis als globubis, und der Name des Schlachtorts
Kochersberg wurde zu Röckersberg entstellt. Auffallend ist auch die beliebige
Austauschbarkeit von i und j bzw. u und v sowie der entsprechenden Versalbuch¬
staben, außerdem irritiert die Tatsache, dass die Minuskeln mit Unterlänge (/‘ g,j,
p, q) fast durchgehend auf der Grundlinie stehen und deshalb teilweise nicht von
Versalien zu unterscheiden sind. Kürzungen werden - mit Ausnahme des enkli¬
tischen -que und des Monatsnamens 7bris - nicht eingesetzt.
Wie die ausführliche Grabinschrift beweist, hat Karl Siegfried trotz seines frü¬
hen Todes ein bewegtes Leben geführt. In der einschlägigen Literatur ist darüber
kaum etwas zu finden; meist muss sich der Leser mit der Angabe von Todesdatum
und Begräbnisort begnügen. Lapidar vermerkt zum Beispiel Christian Daniel Vo¬
gel in seiner „Beschreibung des Herzogthums Nassau“: „Carl Siegfried starb 1679
als Hauptmann in kaiserlichen Diensten.“16 Auch Friederich Köllner teilt lediglich
mit: „Carl Siegfried, geboren den 3. September 1659. Hauptmann im Regiment
Marquis de Grana 1678. Starb 7. [!] Februar 1679“17 *. Bis zum heutigen Tage
scheint die Butzbacher Grabinschrift mit ihren detaillierten Informationen nicht als
Quelle herangezogen worden zu sein. Tatsächlich ist es - aufgrund der material-
bedingten Knappheit der Formulierungen - nicht immer leicht, die angesprochenen
Personen und Ereignisse in den historischen Kontext einzuordnen. Im Folgenden
13 Blasonierung ebd., S. 38 (mit Tafel 77).
14 Blasonierung bei Georg Christian Johannis, Kalenderarbeiten. Die Geschichte des
Herzogthums Zweybrücken betreffend, Zweibrücken 1825, S. 15f.
15 Wie Anm. 9.
16 Christian Daniel Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau, Wiesbaden 1843, S.
347.
1 KÖLLNER, Geschichte (wie Anm. 11), S. 340.
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