Rechenschaft schuldig58 59. Jakob suchte weiter nach Verbündeten, stellte im Sep¬
tember 1463 seinen Besitz sogar unter den Schutz des französischen Königs Lud¬
wig XI.39, ohne dadurch allerdings einen praktischen Vorteil zu erringen. Endlich
einigten sich die Lichtenberger Brüder Anfang 1466 vertraglich, den Schiedspruch
des Pfalzgrafen anzuerkennen und waren beide bereit, sich in dieser Sache nach
Heidelberg zu begeben60. Am 15. März 1466 bekundete Kurfürst Friedrich I. von
der Pfalz, dass sich die Gebrüder Jakob und Ludwig von Lichtenberg zur Ent¬
scheidung ihrer Streitigkeiten auf ihn verwillkürt haben und entschied, dass
Schloss und Flecken Willstätt sowie eine Rente von 1.000 Gulden aus dessen Nut¬
zung bei Jakob verbleiben sollten. Ludwig dagegen sollte Lichtenberg mit allen
Schlössern, Städten und Gütern erhalten. Er begründete seine Entscheidung mit der
erwiesenen Unfähigkeit Jakobs zu regieren und seinem ehrenrührigen Verhalten im
Verlauf der Streitigkeiten'1'. Das entsprach einer faktischen Entmachtung des Jakob
von Lichtenberg, der sich daraufhin verbittert nach Willstätt zurückzog und ver¬
suchte, wenigstens die Kürzung der ihm zugesprochenen Rente durch seinen Bru¬
der zu verhindern'12.
Aus diesem Grund wollte Jakob einen Prozess gegen seinen Bruder beim Kaiser
anstrengen13, doch bevor es dazu kam, söhnten sich die beiden Lichtenberger 1471
kurz vor dem Tode Ludwigs überraschend aus. Sie einigten sich dahingehend, dass
das gesamte Lichtenberger Gebiet wieder unter Jakob vereint sein sollte, nach
Jakobs Ableben aber Ludwigs Töchter Anna und Elisabeth mit ihren Ehemännern,
den Grafen Philipp von Hanau und Simon Wecker von Zweibrücken-Bitsch, erben
sollten. Sollte Jakob noch leibliche Erben bekommen, würde Ludwigs Erben die
Gebietshälfte, die einst dem jüngeren Lichtenberger Bruder unterstand, zustehen64.
3. Bärbels Ende
Nach dem Tode Ludwigs von Lichtenberg im Jahr 1471 kam es zu einer weit¬
reichenden Veränderung im Leben der Bärbel von Ottenheim. Graf Jakob im Bart
trennte sich von seiner langjährigen Geliebten. Heinrich Lempfrid sieht die Tren¬
nung als moralischen Wendepunkt im Leben Jakobs. Unter dem Eindruck des reu¬
igen Todes des Bruders und der vorangegangenen Aussöhnung sei der Lichtenber¬
ger nun geläutert und „Ehr- und Selbstgfühl, Tatkraft und Tatendrang [hätten] in
ihm über die bisherige Selbstentwürdigung und Unmännlichkeit wieder die Ober¬
hand gewonnen“65. Dass Jakob sich nun als wieder eingesetztes Oberhaupt des
Lichtenberger Geschlechts endlich seiner Verantwortung bewusst geworden sei
und wohl auch die Reize der in die Jahre gekommenen Bärbel ihre Unwidersteh¬
lichkeit eingebüßt hätten, habe den 55-jährigen Grafen wieder auf den Pfad der
Tugend zurückgefuhrt66. Die Quellen geben keinen Aufschluss über Jakobs wahre
58 Z. B. ebd. Nr. 4009.
59 Ebd. Nr. 3931.
60 Ebd. Nr. 4130.
61 Ebd. Nr. 4137 und Lempfrid. Bärbel (wie Anm. 3), S. 55f.
62 Lempfrid, Bärbel (wie Anm. 3), S. 56.
63 Ebd.
64 Battenberg/Metz, Lichtenberger Urkunden (wie Anm. 7), Nr. 4283 und 4284.
65 Lempfrid, Bärbel (wie Anm. 3), S. 62f.
66 Ebd.
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