Bislang unbeachtet blieb, dass Mantegna, der sich gerne in seinen Werken — wie auch in
der zerstörten Capella ovetari und auf einem Pilaster der Camera picta - selbst portraitierte
(Abb. 26-28),|n auch Paola Gonzaga in Gestalt des keulenschwingenden Herkules im Vor¬
dergrund des Trionfo d’Amore ein solches Selbstportrait mit auf den Weg gab (Abb. 28).
Abbildung 26: Andrea Manteg¬
na, Capella Ovetari, Chiesa degli
Eremitani, Padova: Selbst¬
portrait (ca. 1450-54; Bildquelle:
Martineau 1992, S. 325, Abb. 94)
Abbildung 27: Andrea Mantegna, Camé¬
ra degli Sposi im Palazzo Ducale in
Mantua (Detail): Selbstportrait (1474;
Bildquelle: Martineau 1992, S. 328, Abb.
95)
Abbildung 28: An¬
drea Mantegna,
Brauttruhen der Pao¬
la Gonzaga (Detail):
Selbstportrait als
Herkules (1476/78;
Klischee: Johann
Kräftner)
Herkules ist im Übrigen die einzige Figur, die zweimal auf den Truhen dargestellt ist,
einmal hier und einmal im Triumph des Ruhms (vgl. supra), was sicher auch damit zu¬
sammenhängt, dass er der Lieblingsheld von Paolas Vater, des - wie gerade angesprochen
- von seinem Lehrmeister Vittorino da Feltre auch ,Ercole‘ genannten Ludovico Gonzaga
41
war.
40 Abb. 26 und 27; vgl. auch Chambers/Martineau/Signorini: „Mantegna and the Men of Letters“ (1992),
S. 324-328, hier S. 325, Abb. 94 („Andrea Mantegna, Self-portrait, detail from the '1 rial of St James, fresco,
c. 1450-54, formerly Cappella ovetari, Chiesa degli Eremitani, Padua“) und S. 328, Abb. 95 („Andrea
Mantegna, Self-portrait, c. 1474, fresco, detail from a pilaster in the Camera Picta, Mantua“).
41 Interessant ist hier zusätzlich, wie Mantegna sein Selbstportrait mit dem Herrscherbild verschmilzt: Lu¬
dovico Gonzaga als Herrscher über die Familie und Mantegna als Herrscher über die Kunst. Der
Schmuck der Truhen birgt bis in die Reliefs hinein auch noch zahlreiche weitere Anspielungen auf die
Familie Gonzaga, wie zum Beispiel das Sonnensymbol im Triumph der Fama (das Sonnenemblem trug
das Motto der Gonzaga, „Per un dixir“, vgl. Malacarne 1997, S. 190, Abb. 64).
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