christlichen Ikonographie. Am Boden knien, Venus anbetend, sechs Herren, durch Na-
mensbeischriften sämdich als aus klassischem, aus biblischem, mythologischem und litera¬
rischem Erzählgut stammende Liebhaber zu identifizieren: Achill, Tristan, Lancelot, Sam¬
son, Paris und TroilusA Die Vulva der Liebesgöttin sendet goldene Strahlen auf die be¬
tenden Minnehelden. Der vielschichtige Anspielungscharakter dieser erotischen Kontra¬
faktur eines christlichen Bildmodells und der souveräne Umgang des Publikums damit
springt vor allem dann ins Auge, wenn man sich vergegenwärtigt, wozu Objekte dieser
Art in der Oberschicht italienischer Renaissancestädte benutzt wurden: nämlich als Ge¬
schenke für Wöchnerinnen — als Tabletts zum Servieren der Speisen während der Zeit des
Wochenbetts.
Abb. 21: Desco da parto aus Florenz: Sechs Minnehelden beten Frau Venus an. Paris, Musée du Louvre,
Inv.-Nr. R.F. 2089
86 Die heute nur noch unvollständig erkennbaren Namen waren 1917 noch lesbar, siehe Leprieur, Paul:
Musée national du Louvre. Catalogue de la collection Arconati-Visconti. Paris 1917, Nr. 8: ACHIL, TRISTAN,
LANCIELOT, SANSON, PA[RIS], TROILOL[US].
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