Abb. 11: Kölner Gebetbuch: Strahlenkranzmadonna. Berlin, Staatsbibliothek — Preußischer Kulturbesitz,
Ms. germ. oct. 451, Bl. 227'
3. ,Kunst4 als opus Der. Die Frau als Produzentin von Text und Bild
Das Schreiben und Illustrieren von liturgischen Handschriften und Andachtsbüchern zum
meist eigenen Gebrauch wird von den Nonnen mit dem Vollzug der Liturgie verglichen;
ihre Kunstfertigkeit dient als opus Dei. Ihre Arbeit erhebt keinen Kunstanspruch im früh¬
neuzeitlichen Sinn, will nicht mit ästhetischen Kategorien gemessen werden, sondern hat
nichts als ,wahr‘ zu sein. Die malenden und schreibenden Nonnen richten ihre Arbeit aus¬
schließlich darauf, veri dei domini nostri Ihesu Christi et effigiem et gesta matrisque eius gloris si me vir¬
ginis Marie pulcherrimum specimen mulierum ac sanctorum cum illis in celesto regno"} zu dienen, wie
der Prior von Maria Laach, Johann Butzbach, 1505 über die Arbeit einer dieser malenden
Nonnen, Gertrud Buchei, seit 1507 Äbtissin von Rolandswerth (später Nonnenwerth)
schrieb — und er vergleicht diese Arbeit mit der von Veronica, die, da sie ihr Tuch auf
Christi Gesicht legte, die erste vera eikon schuf, anders als ein heidnisches Idol nicht durch
Menschenhand entstanden. Dieser Anspruch führte unter anderem dazu, dass gewisse, in-
49 Butzbach, Johann: Ubellus de praeclaris picturae professoribus. Mit der Urschrift in Nachbildung der Auflage von
1505. Otto Pelka (Hg.), Heidelberg 1952, S. 29. Handschrift: Bonn, Universitätsbibliothek, Ms. S. 356, Bl.
13L-138'.
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