Abb. 2: Albert de Gondi, Herzog von Retz
Letztere wird über die Schaffung eines Raums der literarisch-künstlerischen Gesellig¬
keit, aber vermutlich auch der politischen Kontroversen, zu einer zentralen kulturellen
Mittlerfigur im Frankreich der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wir befinden uns in
diesen Jahrzehnten - dies sei hier lediglich am Rande bemerkt — in einer Zeit der innenpo¬
litischen Krise: Frankreich ist gespalten in die beiden konfessionellen Lager der Hugenot¬
ten und der Katholiken, und diese politischen Spannungen finden auch ihren Eingang in
den Salon der beiden Retz.36 Claude-Catherine steht auf der Seite der Katholiken, ist je¬
doch keine Parteigängerin der radikalen katholischen Liga unter dem Herzog von Guise,
gegen deren Übergriffe sie ihre Ländereien aktiv und an der Spitze ihrer Söldner vertei¬
digt." Bislang wurde überwiegend ihre Bedeutung als Literatur- und Kunst-Mäzenin be¬
tont.
Aber erst aus dem Zusammenspiel von Mäzenin und salonniere, die beide auf den ver¬
schiedensten Gebieten der Kunst und Philosophie, vermutlich auch der Politik, aktiv sind,
entsteht eine angemessenere Vorstellung von dieser femme forte des späten 16. Jahrhun¬
derts.
56 Siehe dazu Zimmermann, Margarete: „Échos de la guerre et de la paix dans L'Album de poésies de Catheri¬
ne de Clermont, maréchale de Retz“, in: Claude La Charité (Hg.): Femmes, rhétorique et éloquence sous l’Ancien
Régime, Montréal 2012.
57 Vgl. hierzu Dufournaud, Nicole: Rôles et pouvoirs des femmes au XIIe siècle dans la France de l’Ouest, Diss.
EHESS, Pans 2007, S. 325.
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