trierte Handschrift des Exemplars Heinrich Seuses zusammen mit Kurztexten wie „Chri¬
stus und die minnende Seele“. " Zwei weitere Handschriften, von denen bisher ange¬
nommen wurde, dass auch sie Margarethe Ehinger gehörten — ein professionell illustrier¬
tes deutsches Gebetbuch ’ und ein deutsches Erbauungsbuch — wurden von ihrer Tochter
Dorothea 1482 und 1483 geschrieben. Ersteres verblieb vermutlich im Dominikanerin¬
nenkloster St. Katharina St. Gallen,’1 Letzteres, das Büch der gütlichen Liehe und Summe der
Tugend gelangte über Dorotheas Nichte Anna Ottilia Ehinger in das Klarissenkloster nach
Villingen/ Trotz Dorotheas intensiver und extensiver Arbeit mit zahlreichen Quellentex¬
ten ist es nicht möglich, ihr den kurzzeitigen Besitz von mehr als den beiden von ihr ge¬
schriebenen Büchern nachzuweisen. Auch die ihrer Mutter, Margarethe Ehinger, gehö¬
renden vier Handschriften lassen sich zu keiner Zeit als Dorotheas Eigentum identifizie¬
ren. Im Vergleich zu dem wenigstens teilweise nachvollziehbaren Buchtransfer von Elisa¬
beth von Nassau-Saarbrücken zu Margarethe von Rodemachern beruht die einzige Ver¬
bindung zwischen dem Buchbesitz der Margarethe Ehinger und ihrer Tochter Dorothea
von Hof auf textverwandtschaftlichen Beziehungen zwischen zwei Handschriften (Ein¬
siedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 710 und 752) und auf der Arbeit des Amateur-Illuminators
Hans Sattler, der sowohl das Büch der gütlichen Liebe mit einem Frontispiz versehen, als auch
das Gebetbuch ihrer Mutter illuminiert hat.” Es ist jenes Büch der gütlichen Liebe (1482) der
Dorothea von Hof,’4 das im Weiteren als Vergleichsgegenstand zur Gothaer Handschrift
der Margarethe von Rodemachern dienen soll.
Der Vergleich der literarischen Tätigkeit einer Grafentochter und einer Patrizierin mag
auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Der Unterschied in der gesellschaftlichen
Stellung beider Familien wird jedoch vom bedeutenden Buchbesitz der Familie Ehinger
relativiert. Saurma-Jeltsch stellte fest, dass sich nur zwei Handschriften aus der Werkstatt
Diebold Laubers im Besitz von Bürgern befanden; eine dieser beiden ist die Historienbi¬
bel der Familie Ehinger.1'
meine Lexikon der bildenden Künstlerin (1935) S. 487 bezeichnet Johannes Sattler als Künstler des Einsiedler
Cod. 283. Zu Sattler siehe Maurer, Helmut: Das Bistum Konstant Teil 1: Das Stift St. Stephan in Konstant
(Germania sacra 15), Berlin / New York 1981, S. 288.
29 Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 710 (1482), jetzt digitalisiert (http://www.e-codices.ch/bibliotheken/
sbe/sbe_de.htm); Beschreibung: Fang, Odo: Die mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek Einsiedeln
501-1318, Bd. 2, Basel 2009. Zu „Christus und die minnende Seele“: Banz, Romuald: Christus und die min¬
nende Seele. Untersuchungen und Texte (Germanistische Abhandlungen 29), Breslau 1908.
30 St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 479. Scarpatetti, Beat M. von: Katalog der datierten Handschriften in der
Schweigin lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. 3, Zürich 1991, S. 39.
31 Scarpatetti: Katalog (wie Anm. 30), S. 39; Vogler, Katharina: Geschichte des Dominikanerinnen-Klosters St. Ka¬
tharina St. Gallen 1228-1607, Freiburg 1938, S. 255.
32 Fiinsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 752, Büch der gütlichen liebe, f. 357v-358r; Müller: „Die Ehinger“ (wie
Anm. 25), S. 28.
33 Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 283.
34 Der Titel meiner Dissertation zum Thema lautet: Dorothea von Hof: ,Das Büch der gütlichen liebe und summe der
tugent‘. A study of a Konstang lay woman's compilation of Gennan spiritual texts from the 14!,! and 15th centuries, Ox¬
ford 2009.
iD Saurma-Jeltsch, Lieselotte E.: Späformen mittelalterlicher Buchherstellung: Bilderhandschriften aus der Werkstatt
Diebold Laubers in Hagenau, 2 Bde., Wiesbaden 2001, S. 147, S. 165f.
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