gefeiert, — ein politisch geschickter Schachzug, der sowohl den habsburgischen Einfluss
im Westen des Reiches stärkte als auch die Stellung der burgundischen Erbtochter festig¬
te. Die Neuvermählten waren gefordert, außenpolitisch die Versuche der Gegner Karls
des Kühnen, Stücke aus seinem Erbe heraus zu brechen, abzuwehren und innenpolitisch
die sich stellenweise in bewaffnetem Aufruhr äußernde Unzufriedenheit mit der burgun¬
dischen Verwaltung einzudämmen.
Der sich als Sieger betrachtende Lothringerherzog ließ die südwestlichen Teile des Her¬
zogtums Luxemburg besetzen1'1 und beauftragte schon am 21. Januar 1477, also gerade
drei Wochen nach seinem Sieg vor Nancy, den von ihm neu ernannten Gouverneur von
Marville'“ Wautrin de Nettancourt, den Treueid der Adligen, Beamten und Gemeinden
des Herzogtums Luxemburg und der Grafschaft Chiny entgegenzunehmen.11' ln einer am
24. fanuar 1478 in Zürich erreichten Übereinkunft musste er sich jedoch mit den luxem¬
burgischen Orten Virton, Damvillers und Chauvency und dem luxemburgischen Anteil an
Marville begnügen und zugestehen, dass die Orte nach fünf fahren von Burgund mit
25.000 rh. fl. rückgekauft werden könnten.I"'i
Neuformierung der ,böhmischen Partei4
König Ludwig XI. ließ in der ihm eigenen Verbindung geschickter Diplomatie mit militä¬
rischer Gewalt das in seinem Königreich gelegene Herzogtum Burgund besetzen, schickte
Truppen in die Grafschaft Flandern und unter dem Kommando Karls von Amboise in
den südwesdichen Teil des Herzogtums Luxemburg, gab dem Böhmenkönig Vladislaw II.
Anstöße, sich als Nachkommen der Luxemburger Dynastie aufzuspielen und warb dafür
in der luxemburgischen Ritterschaft.1' " Vladislaw’ war ein Sohn König Kasimir Andreas II.
von Polen, seine Mutter Elisabeth, eine Tochter König Albrechts II. und Enkelin Kaiser
Sigismunds. Er war im April 1473 zum König von Böhmen gewählt worden, konnte sich
aber erst 1478 gegen Matthias Corvinus durchsetzen.
Statthalter Claudius von Neufchätel berichtete am 21. April 1477 Kaiser Friedrich III.
über die Opposition gegen Burgund.1"1’ Einige Adlige hätten dem König von Böhmen, also
Vladislaw, geschrieben, er solle dem König von Frankreich oder dem Herzog von Lothrin¬
gen oder einem von ihnen Vollmacht geben, das Land Luxemburg eventuell mit Gewalt an
11,1 Anweisung an den Bastard von Kalabrien {Puhl JLux. 35 [ 1881 ] S. 9f.).
102 Die kleine Stadt (heute Dép. Meuse, Cant. Montmédy) war ein lothringisch-luxemburgisches Kondomi¬
nium. Vgl. Aimond, Charles: Histoire de Marville. Terre communes aux Duchés de Luxembourg et Bar-Lorraine,
Luxembourg 1958 (Publ Lux. 76 [1958] S. 51).
103 ,,Par quoy de droit et comme seigneur et prince conquérant nous sont escheues et doyvent appartenir
plusieurs dez pays, terres, seigneuries, villes, chasteaulx et forteresses qu’il [Charles duc de Bourgogne]
tenoit et occupoit en son vivant et entre autres le duché de Luxembourg et le conté de Chiny“ (Schnei¬
der, Jean: Lorraine et Bourgogne 1473-1478. Choix de documents, Nancy 1982, Nr. 81).
104 Ebd., Nr. 102, vgl. auch Y. Lanhers: „Note sur la prévôté de Virton pendant l’occupation barroise
(1478-1519)“, in: Le Pays Gaumais 36/37 (1975/76) S. 201-222.
105 Werveke, Nicolas van : „Der letzte Versuch der Herzoge von Sachsen zur Erwerbung des Luxemburger
Landes“, in: Ons Hémecht 4 (1898) S. 131-148 und 195-211.
106 Publ. Lux. 35 (1881) S. 23 Nr. 48.
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