Philipps spiegelt sich in der Wortwahl zur Kennzeichnung seines neuen Status, die einen
nennen ihn „dominus et princeps earundem patriarum [Lutzenburgensem et de ChinyJ“ ,
andere nur ,mamburnus et gubernator4.
Das Engagement des damals wenig mehr als zwanzig Jahre alten Gerhard von Rode¬
machern spricht der burgundische Chronist Olivier de la Marche an:
Et le plus de résistance que trouva le duc au pavs avec les deux villes dessus dites [Luxemburg und
DiedenhofenJ fut le Damoiseau de Rodemac, qui est un grand seigneur en icelle marche. Celui tenait
tort bien pour les Saxons et estait mauvais Bourguignon en courage, mais il garda sa maison et fit pe¬
tite guerre; car il escouait qui en aurait du meilleur.38
Dem entsprach, dass Herzog Philipp Gerhard von der allgemeinen Amnestie, die er im
Vertrag von Hesperingen (1443) gewährte, ausschloss. ' Maßnahmen der burgundischen
Truppen gegen die in ihrem Operationsgebiet um Florange, Diedenhofen, Cattenom und
Esch gelegenen Rodemacher’schen Besitzungen, u.a. die Burgen Rodemachern und Ri-
chemont, sind nicht bekannt.
Die burgundische Ausdehnung im westlichen Reichsgebiet stand in Konkurrenz zu den
Ambitionen des französischen Königs Karls VII., seinen Einfluss in die Gebiete östlich
der Maas auszudehnen. Erfolge solcher Politik waren die Durchsetzung einer Schirmherr¬
schaft über die Reichsstädte Toul und Verdun, über Epinal6' und über die Abtei Gorze/’1
Versuche Karls VII., im Zusammengehen mit seinem Schwager René von Anjou, Herzog
von Bar und Lothringen, seine Schirmherrschaft auch auf die Stadt Metz auszudehnen,
brachten nicht das gewünschte Ergebnis.Karl hatte Söldnerhaufen (Armagnaken), die
nach Beendigung der jahrzehntelangen englisch-französischen Streitigkeiten beschäfti¬
gungslos geworden waren, um Metz zusammengezogen. Vermutungen kamen auf, er wol¬
le mit ihrer Hilfe die Burgunder aus dem Herzogtum Luxemburg verdrängen. Auf Anra¬
ten des Trierer Kurfürsten soll davon Abstand genommen worden sein.” Ihr Abzug unter
dem Befehl des Dauphin Ludwig durchs südliche Lothringen zum Kampf gegen die Eid¬
genossen brachte vorübergehende Entspannung. Nach ihrer Niederlage bei St. Jakob an
der Birs (26.08.1444) kehrte ein Teil nach Lothringen zurück und drangsalierte die Be¬
wohner der kleineren Territorien/’4 Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und ihr Sohn Jo¬
hann erbaten den Schutz des französischen Königs/0 deutlich sichtbar zu machen durch
57 Druck Puhl. Lux. 28 (1873) S. 179-187.
58 Zitiert nach Publ. Lux. 28 (1873) S. 119.
59 Weber-Krebs: Markgrafen (wie Anm. 1), S. 96.
60 Duhamel, Léopold: Négociations de Charles 17/ et de Louis XI avec les évêques de Mef pour la châtellenie d’Lpinal,
Paris 1867.
01 Reimann, Norbert: „Beiträge zur Geschichte des Klosters Gorze im Spätmittelalter“, in: Mitteilungen %ur
Geschichte des Benediktinerordens 80 (1970) S. 337-389.
62 Marot, Pierre: „L’Expédition de Charles VII à Metz“, in: Bibliothèque de l’École des Chartes 102 (1941)
S. 109-155, teilweise differierend von Zeller, Gaston: Ixi Kéunion de Mettra la France, Strassburg 1926.
63 Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Friedrich III., 3. Abteilung 1442-1445, Göttingen 1963, S. 706f.
64 Zur Beeinträchtigung der Saargegend vgl. Herrmann, Hans-Walter: „Lebensraum und Wirkungsfeld der
Elisabeth von Nassau-Saarbrücken“, in: Haubrichs/Herrmann/Sauder (Hg.): Zwischen Deutschland und
Frankreich (wie Anm. 21), S.107 und Hoppstädter, Kurt / Herrmann, Hans-Walter: Geschichtliche Landes¬
kunde des Saarlandes, Bd. 2, Saarbrücken 1977, S. 478.
65 Herrmann: „Lebensraum“ (wie Anm. 64), S. 107f.
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