Aus dem Leben einer Bücherfreundin - Margarethe von Rodemachern,
Tochter der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken
Hans-Walter Herrmann
Margarethe von Rodemachern hat in der deutschen Literaturgeschichte einen Platz am
äußersten Rand, sie tat sich nicht als Autorin hervor, sondern war Bücherfreundin, die
Bücher sammelte, verlieh, vielleicht auch verschenkte. Die Liebe zum Buch ist wohl
schon in jungen Jahren von ihrer literargeschichtlich bekannteren Mutter Elisabeth aus
der Seitenlinie Vaudemont des lothringischen Herzogshauses, verehelichte Gräfin von
Nassau-Saarbrücken,1 2 auf sie übergegangen, von ihr hat sie einige Bände geerbt, andere
erworben oder abschreiben lassen.
Der Ort Rodemachern, franz. Rodemack, in älteren deutschsprachigen Quellen auch
Rodenbach genannt, liegt auf dem linken Moselufer im französischen Departement Moselle
etwa 10 Kilometer südlich der heutigen französisch-luxemburgischen Staatsgrenze, die im
Spätmittelalter südlich von Thionville/Diedenhofen verlief. Zu Lebzeiten Margarethes ge¬
hörte der Ort Rodemachern zum Herzogtum Luxemburg und noch nicht zu Lothringen.
ln der Literatur über die Geschichte des Ortes und des sich nach ihm nennenden
Adelsgeschlechtes“ wird ihre Rolle als Bücherfreundin nicht angesprochen.
Adlige Ehefrauen standen im Mittelalter, wenn sie nicht Regentinnen waren, im Schat¬
ten ihres Gatten, sie erscheinen in den Quellen meist nur in Angelegenheiten von Mitgift,
Wittum, Stiftungen und letztwilligen Verfügungen. Selten werden sie in Verwaltungsakten
erwähnt. Briefe, denen sich kulturelle, näherhin literarische Interessen entnehmen lassen,
gehören zu den Rarissima. Ihr Leben wurde viel stärker als heute bestimmt durch Han¬
deln oder Unterlassen des Ehemannes im Bereich von Politik, Verwaltung und Finanzge¬
baren. Gerade zur Erhellung der Lebensumstände Margarethes erscheint es mir unerläss¬
lich, das unstete, unglücklich endende Leben ihres Ehegatten in groben Strichen zu zeich¬
nen, zumal bisher keine ausführliche Biographie Gerhards vorliegt, aber nicht in diesem
Aufsatz, sondern in einem angehängten Exkurs. Deutlich erkennbare Lücken in der Bio¬
graphie beider Ehegatten müssen infolge des Verlustes des Rodemacher’schen Hausar¬
chivs hingenommen werden. Die Familiengeschichte der letzten Generation ist verquickt
mit der rivalisierenden Politik der Könige von Frankreich, der Herzoge von Burgund und
der nach dem burgundischen Erbe strebenden Habsburger und endete in Trennung und
Verarmung beider Ehegatten.
1 Zur Mutter vgl. Haubrichs, Wolfgang / Herrmann, Hans-Walter / Saucier, Gerhard (Hg.): Zwischen
Deutschland und Frankreich: Elisabeth von Eothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken, St. Ingbert 2002.
2 Atten, Alain: „Rodemack et son château“, in: Cahiers lorrains (1979) S. 97-104; Obry, Jean-Pierre: Ro-
demack et ses seigneursjusqu’en 1659, Metz 1948; Ries, Nicolas: „Rodemack-en-Lorraine“, in: Cahiers Luxem¬
bourgeois 10 fase. 6 (1933) S. 585-598; Grotkass: „Zur Geschichte der Herren von Rodemachern“, in:
Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde 21 (1909) S. 105-131, reicht nur bis
1427.
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