Schriften (Amsterdam UB I G 44 und Leiden UB, Cod. Ltk 1984) sind in die Jahre 1406
beziehungsweise 1409 datiert; nach der Leidener Handschrift ist die Edition von de Bruin
(1980) entstanden. Die Überlieferung umfasst mehr als 70 Codices, bis in die Zeit um
1500; auch Hamburg besitzt in Cod. theol. 1479 eine Ausfertigung davon, die einmal
Clemens Brentano gehört hatte.1 6
Im deutschen Sprachraum existieren ab etwa 1445 Übersetzungen des Michael-von-
Massa-Textes: die beiden in diesen Jahren entstandenen moselfränkischen Redaktionen in
Lüttich und Chantilly, zwei alemannische (Karlsruhe, Ms. Donaueschingen 436 und
Nürnberg, GNM 28441 aus Inzigkofen und 1449 zu datieren) sowie einige schwäbische
Codices, die aber, wie auch einige weitere Handschriften, erweiternde beziehungsweise
verkürzende Fassungen der ursprünglichen deutschen Übersetzung sind.
Schließlich kommt in den Jahren 1454 bis um 1480 noch eine französische Überset¬
zung zustande, die den Text für eine kursorische Wochenlektüre in sieben Abschnitte un¬
terteilt; sie ist in acht Prachthandschriften aus dem niederländisch-burgundischen Bereich
erhalten.* 1 Als mögliches Vorbild dieser französischen Miniaturen für die deutschen lllu-
strationszyklen sind diese Codices also zeitlich zu spät entstanden.
Dass die beiden Handschriften in Chantilly und Lüttich jeweils Übersetzungen des la¬
teinischen Textes sind, wird in den Codices selbst berichtet (hier zitiert nach Cha, fol.
175v-176r):
Hier hayt dys boych ende daz man nennet Vita/
Jhesu in dem latvne. In dudysch das leben Ihesu/
Want is ertzellet synes iebens wandelunghe bys/
uff daz ende. Amen.
Dyes boych namet man das leben Jhesu
Und ist obergesatzt ußer dem latvn der
heyligen Ewangelien in dudysch uff
das kortzte Durch mynne und lybbe
der ungelarten dy daz latyn nvcht verstahend un(d)
dar umb dyckwyl verdrosz hant vyl bovcher ober
lesen den ist in dysem boyche gegeben eyne forme
wy sy sollent sych selbz von Inwendich erwecken
in evner mytlydelicher (-n) betrachtunghe und be/
16 Borchling, Clemens: Mittelniederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden. 1. Reisebericht
(Nachrichten der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäfdiche Mittheilungen 2),
Göttingen 1898, S. 121 f. — Krüger, Nilüfer: Die theologischen Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg 2. Quarthandschriften (Cod. theol. 1252-1750), S. 58 (dort noch als verschollen gemeldet, aber aus
der Kriegsauslagerung wieder zurück, nicht im Nachtragsband 4 behandelt).
1 Vgl. dazu Geith, Karl-Ernst: „Un texte méconnu, un texte reconnu: la traduction française de la Vita Jesu
Christi de Michael de Massa“, in: Jean R. Scheidegger (Hg.): Le Moyen Age dans la modernité. Mélanges offerts à
Roger Dragonetti (Nouvelle bibliothèque du moyen âge 39), Paris 1996, S. 237-249. - Zu den von Geith
genannten Handschriften mit der französischen Übersetzung kommt hinzu der Codex Krakau, Ms. Czar-
toryski 2919. Dazu Straub, Richard E. F: Ha tradition manuscrite de la „Hie de Jesus-Christ“ en sept parties (In¬
edita et Rara 15), Montreal 1998. - Plonka-Balus, Katarzyna: „Vita Christi et La Vengeance de Jhesu Crist
Notre Seigneur. Remarks on the décoration of a 15lh centum manuscript in the Czartoryski Library“, in:
Bert Cardon (Hg.): irAls ich can“. Uber Amicorum in Memory of Professor Dr. Maurits Smeyers (Corpus of illu-
minated manuscripts 12; Low Countries Séries 9), Leuven 2002, S. 1133-1152.
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