Guitifrida (2. Hälfte 6. Jh.);“ der ostgotische Name Guiliarit < *Wilja-rid- ist
a. 533 (Capua, Grabinschrift) nachweisbar;2' der westgotische Name Guidri-
gildum (Akk.) < *Widrigild- a. 590."4
ln der Regel wird der Halbvokal [w] im Langobardischen im Anlaut
sowohl im Bereich der Lexik als auch in den Personennamen zunächst noch
bewahrt (wadia, wifa, weg-, Will-, Wirti- etc.); in der späten Langobardenzeit
bekommt der Laut aber ebenso einen g-Vorschlag; der Laut [gw] wird als
<gu> oder <qu> wiedergegeben. Vor dunklem Vokal wird meistens <gu> zu
[g] simplifiziert; vor [u] kann [w] schwinden {Ulf- < *wulfa-z ,Wolf). Dieser
Befund bedarf weiterer Differenzierung:
In den älteren Handschriften des Edictus Rothari und in den vor 750
erstellten Privat- und Notarsurkunden aus dem oberitalienischen Raum taucht
für germ. /w/ im Anlaut fast regelmäßig die Graphie <uu> oder mit ähnlichem
Lautwert <vu> auf. Ein Namenelement, das in der langobardischen Personen¬
namengebung besonders produktiv ist und anlautendes [w] aufweist, ist z.B.
germ. *watda- herrschen, walten'. Dieses Namenelement bildet häufig bithe-
matische Personennamen: Im Anlaut eines komponierten Namen kann es als
Waldi-, Uua/di, Gualdi-, Walde-, Uualde-, Gualde-, Qualde-, OvaAö-, Uuald-,
Walt-, Uualt-, Gualt-, Wal-, Uual-, Gual- erscheinen. Eine nähere Betrachtung
der mit germ. *walda- ,herrschen, walten4 gebildeten Personennamen ergibt
folgendes Bild: vor 750 dominiert in den älteren Quellen und in Norditalien
für germ. /w/ im Anlaut die konservative Graphie mit dem Doppelzeichen
<uu>. In Prokop III, 35 ist der Name OvdAÖapov (a. 539-546 Pannonien)
belegt, welcher im Prol.ER Walthari bzw. Waltari in der OGL (4,21; 4,22;
5,1) und in der HL I, 21 lautet; im Cod. Goth. 4,5 kommen Walteri,
Walterenem, Waltarene vor.2:i Die Privat- und Notarsurkunden bieten folgen¬
de Beispiele: Uualfrit (a. 758 Varsi [Parma], CDL 11/129); Uualtprand (Lucca
a. 718 K. a. 756/57, CDL 1/22); „manus UualderatmG (a. 739 Lucca, CDL
1/69); Uualderada (a. 748 Pisa, CDL 1/93). Ab 750 mehren sich die Graphien
mit <gu>, vgl. Gualfridi (a. 754 Pisa, CDL 1/116), Gualfredi (a. 766 Fagiano
[Viterbo], CDL 11/196). Nach 750 wandelt sich das Bild im Zuge der fort¬
schreitenden Romanisierung allmählich; noch sind aber zum Teil konservative
Graphien anzutreffen, wie Uualfusus (a. 765 Chiusi, CDL 11/187) oder
21 Es hat hier noch keine konsonantische Gemination des -ja- im germanischen Thema
*wilja- .Willen' stattgefunden, vgl. Francovich Onesti 2002, S. 160f.
22 Das erste Namenelement geht auf germ. *witi- .Strafe' zurück, vgl. u.a. Orel 468
(ahd. wizi).
2' Der Name scheint im ostgotischen Italien sehr häufig und beliebt gewesen zu sein,
vgl. dazu Francovich Onesti 2005, S. 7-28, hier S. 20.
24 Reichert 1987, S. 776.
25 Anlautendes germ. /w/ bleibt in der Historia Langobardorum des Codex Gothanus
immer erhalten, vgl. Bracciotti 1998, S. 73.
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