Full text: Interferenz-Onomastik

einsilbig, entstanden, die wir als ,integrative onymische Simplizia1 bezeichnen 
- dies stellt eine wichtige Parallelität zwischen der Germania Romana und der 
Germania Slavica dar; es können dafür viele Beispiele angeführt werden. In 
beiden Bereichen hat vor allem der Akzent eine dominierende Rolle gespielt, 
indem er die Lautfolgen entschieden gestaltete und Kontraktionen, offenbar 
ohne semantische Motivierung, verursachte. Aus der Germania Slavica kann 
eine lange Liste von einsilbigen toponymisehen Integraten angeführt werden, 
von der wir hier nur einige Beispiele nennen, und zwar aus Pommern: Beiz, 
Benz, Bork, Daarz, Drien, Freetz, Freist, Gahns, Gans, Gnast, Ganz, 
Garz/Gartz, Gatz, Giilz, Gust, Kambz, Kliesz, Klütz, Krien, Kruhtz, Lanz, 
Lühs, Liips, Preest, Preetz, Prust, Reetz, Reitz, Schmaatz, Schmilz, Schwenz, 
Slupp, Staarz, Streitz, Triebs, Volz, Ziimz usw. (vgl. Eichler 2005). Die 
Integration, die vor allem die Suffixe - soweit in den Grundformen 
vorgegeben - als Endformanten bestimmten, führte hier zu Integrations¬ 
formen, die in vielen Fällen auf Konsonanten der ¿-Laute (Spiranten und 
Affrikaten, also -s und -z Itsf) endeten, wie schon aus den oben angeführten 
Integraten entnommen werden kann. Übrigens sind diese Namenformen nur 
aus historischen Abhandlungen ersichtlich, da die Orte heute in Polen liegen 
und jetzt entsprechende polnische Formen führen. Aus der Germania Romana 
können ohne Mühe zahlreiche Beispiele aus romanischen Vorformen ange¬ 
führt werden, aus den schon vorliegenden Untersuchungen, z.B. aus Tirol: 
Arzl, Bradl, Dias, Ebbs, Eis, Ennz, Fann, Flung, Furggl, Gaul, Gfrans, Gleif 
Glis, Golz, Graun, Grins, Gschnitz, Imst, Ipf Id, Igls, Ischgl, Jam, Juns, 
Käppi, Kauns, Krün, Lans, Mals, Mauls, Nischl, Ötz, Pfass, Pfitsch, Pfuss, 
Prutz, Rids, Sass, Sill, Tux, Zams, Zirl. Diese Namenformen entstanden als 
Produkte eines langen Prozesses, der Integration vor allem romanischer 
Grundformen, die den toponymisehen Bezeichnungen zugrunde liegen und 
meist zwei- oder mehrsilbig waren. Der Auslaut von Spiranten ist auch hier 
deutlich - es geht wohl um eine Parallelität zwischen der Germania Slavica 
und Germania Romana (vgl. Anreiter 1997). 
Eine umfangreiche, bisher kaum unternommene Untersuchung muss die 
Integrationsmechanismen bestimmter Grundformen, wie sie in der Germania 
Romana und Germania Slavica Vorlagen, ins Auge fassen und wenn möglich 
auch klassifizieren, um eine mechanische Konfrontation von Namenformen, 
die am Ende einer mehr oder weniger langen Kette von Integrationsresultaten 
stehen, auszuschließen. Dies erfordert ein Konzept, das die parallele und dif¬ 
ferente Nomination toponymischer Zeichen untersucht und sich intensiv den 
Regularitäten der Substratonomastik widmet, die wir seinerzeit herausgestellt 
haben, ohne allerdings den Vergleich zwischen Germania Romana und 
Germania Slavica zu thematisieren (vgl. Eichler 1968). 
Eine Reihe grundsätzlicher theoretischer und methodologischer Fragen ist 
bei einem Vergleich zwischen der Toponymie in der Germania Romana und 
der Germania Slavica zu beantworten, wobei die vorhandenen Vorarbeiten 
ihrerseits von unterschiedlichen Positionen ausgehen. Oftmals stand in der 
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