Groitzsch und Roitzsch, wie Gautzsch und Leutzsch eigentlich ,namenkund-
licher Alltag". Hier sieht man die tiefgehend wirkende Kraft der Akzentuation
auf die Integrate, so dass aus mehrsilbigen Grundformen nun einsilbige wur¬
den. Wie weit hat diese Tendenz gegriffen und inwiefern ist sie bestimmend
gewesen, denn auch deutsche (oder germanische) Basen sind dieser Tendenz
unterworfen worden? Ein wichtiges Beispiel der Kenntnisnahme, scheinbar
eine abgelegene Landschaft der Interferenzvorgänge, die erst in der frühen
Neuzeit vom Russischen umfasst wurde, ist der Norden Russlands. Aleksandr
Konstantinovic Matveev, ein hoch verdienter Forscher an der Universität
Ekaterinburg, hat in einer zweibändigen Monografie die Substrattoponymie
des russischen Nordens erforscht und grundlegende Erkenntnisse dargelegt
(vgl. Matveev 2001). Unvergessen sind auch die Forschungen Max Vasmers
zur Völkerkunde Osteuropas, die er in Leipzig und Berlin anstellte und in
seinen bekannten Akademieabhandlungen in den zwanziger bis vierziger
Jahren publizierte (vgl. Vasmer 1971). Unser Blick muss auch auf das Außen
gerichtet sein, in dem in vielfältiger Art die sprachliche Interferenz domi¬
nierte.
4. Resultate der Integration
Während die toponymischen Integrate auf ihre Endelemente in auffälliger
Weise, wie es etwa die Ortsnamen Gaßein und Roßwein anzeigen, Aufmerk¬
samkeit erregen und ebenso andere auf -en-l-in- usw., wie wir sie in der nach¬
folgenden Gegenüberstellung vorstellen, sind die einsilbigen toponymischen
Integrate, so genannte Simplizia, in der Germania Romana Germania Slavica
sehr auffällig, da sie nicht nur auf Ortsnamen, sondern auch auf andere Na¬
menarten (vor allem auch Familiennamen, die von Ortsnamen abgeleitet sind)
zutreffen und sie maßgebend gestaltet haben. Wir geben hier nur eine kurze
Gegenüberstellung der mit Endelementen versehenen Integrate in der Germa¬
nia Romana und Germania Slavica, dann der so genannten toponymischen
Simplizia (verschiedener Herkunft).
Germania Romana
Germania Slavica
-ein
Gaflein
Roßwein
-en
Rofen
Dresden
-in
Patzin, Ranggetin
Berlin, Stettin
-aun
Padaun
Wellaun-e
-un
Sasgalun
Raguhn
-an
Meran
Lauban
-itz
Birgitz
Dölitz
-itsch
Maditsch
Delitzsch
-ena
Veldidena
Lützschena
Sowohl in der Germania Romana als auch in der Germania Slavica sind
durch die sprachlichen Integrationsprozesse auffällige Namenformen, meist
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