kunft nun als eigentliche Lehnnamen Auslautsilben beziehungsweise Auslaut-
formen zeigen wie -a, -au, -el, -en, -ig7 -is. So an das Deutsche attrahiert
erscheinen diese Namen nun formal kaum noch als fremd, es sind vielmehr
Integrate.
5.4. Verbunden mit diesem Attraktionsprozess und seiner formale Adaptation
bewirkenden Kraft ist auch im Deutschen eine Morphemgenerierung möglich.
Das Resultat dieses Vorgangs ist eine Morpheminnovation im Deutschen.
Verwiesen sei hier nur auf die zahlreichen Ortsnamen auf -itz, -litz, -miz, -nitz,
-ritz, -witz und im Norden auf -o\c [ö] sowie auch mit prosodischer Innovation
die Ortsnamen auf -in [T] mit Endbetonung.
5.5. Der Attraktionsprozess kann auch eine inhaltliche Adaptation zur Folge
haben. Dies ist der Fall, wenn der entlehnte Ortsname lautliche Voraus¬
setzungen für eine lexikalisch-semantische Angleichung bietet, vgl. aso.
*Komory o.ä. ,Mückenorf, um 1200 Cumere, 1336 Kummir, 1378 Kummer,
heute Kummer bei Schmölln. Der Ortsname erfährt gewissermaßen eine
scheinbare sekundäre semantische Verankerung und erscheint als so genannte
Lehndeutung.
5.6. Im Interferenzprozess kann es schließlich auch zu einem Lehnbildungsge¬
schehen kommen. Die Namenübernahme kann eine Namenübertragung bewir¬
ken in Gestalt einer Lehnübersetzung, vgl. (1143) Schirna Blisna, id est
Swartzbach (für einen Bach in einer Grenzurkunde für das Kloster Remse bei
Waldenburg). Auch Lehnprägungsgeschehen ist bekanntlich vollzogen wor¬
den, so dass Lehnschöpfüngen zu verzeichnen sind. Hierfür sind die hybriden
Bildungen, auch als Mischnamen bezeichnet, zu nennen, also die Ortsnamen
vom Typ Arnoltitz und vom Typ Bogumilsdorf12
5.7. Zu späterer Zeit, also in einem Zeitraum deutlich nach der Kontaktphase
zwischen dem Altsorbischen und dem Deutschen, setzt sich der Attraktions¬
prozess noch weiter fort. In dieser Postkontaktphase treten interessante Er¬
scheinungen im System der entlehnten Sprache auf: Es entstehen einmal so
genannte primäre toponymische Hybride in Gestalt von Ortsnamen auf -bach,
-hain, -hausen, -roda mit Angleichung an von genuin deutschen Ortsnamen
bekannte Grundwörter, vgl. z.B. den Ortsnamen Stünzhain (zu Altenburg),
aso. *Studehcane ,Ort der Leute an der Quelle4, um 1200 Studinczen, 1336
Studinzcen, noch 1517 Stonczin, 1528 Stuntzen und 1609 Stüntzen, aber 1753
Stüntzhayn.
12 Grundsätzlich dazu vgl. Walther, Hans: „Zur Problematik, Typologie und Termino¬
logie der sogenannten ,Mischnamen1 (onymischen Hybride)“, in: Thorsten
Andersson (Hg.): Ortnamn och Sprakkontakt: handlingar fran NORNAs 6.
symposium i Uppsala 5-7 maj 1978 (NORNA-Rapporter 17), Uppsala 1980, S. 143-
162.
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