tere Jahrhunderte.' Dabei kann sich der Usus im Graphemgebrauch in den
Kanzleien auch ändern, vgl. 1418 Luczicz für wahrscheinlich seit dem 11 ./12.
Jahrhundert gesprochenes [* *lutsits] beziehungsweise seit Mitte 13. Jahrhun¬
dert [lutschits] zu ausgangssprachig aso. *Lucic- für den oben bereits erwähn¬
ten Ortsnamen Lutschütz (bei Altenburg). Terminologisch erlaubt die Überlie¬
ferung noch weiter zu differenzieren: 1557 Lutzschitz lässt die seit dem 16.
Jahrhundert einsetzende Vereinheitlichung in der Graphie <itz> den Orts¬
namen nunmehr als Integral im Deutschen kennzeichnen. Und 1596
Lutthschützs bietet schließlich noch das Adaptat mit Anpassung der Ortsna¬
men-Auslautsilbe an dt. Schütz,x
Im 14./15./16. Jahrhundert werden die genuin slawischen Ortsnamen infol¬
ge ihres ausschließlich binnendeutschen Sprachgebrauchs weiter systematisch
dem deutschen Sprachsystem angepasst, also voll in die deutsche Sprachent¬
wicklung einbezogen. Zugleich kann die toponomastische Forschung etwa fol¬
gende Entwicklungsschritte als Abfolge für Ortsnamen aus der Ausgangsspra¬
che (LA, hier das Altsorbische) in die entlehnende Sprache (LE, das Deut¬
sche) kennzeichnen: *ON| .a > * TranssumtLE > TransponatLE > IntegratLE >
AdaptatLE
4. Was ist aus den auf Interferenz beruhenden Ortsnamen-Aufzeichnungen zur
Graphematik ableitbar?
Mittels der Transsumte, also der wahrscheinlichen deutschen Sprechformen,
lassen sich einerseits Relationen zu den altsorbischen Ausgangformen für die
Ortsnamen und andererseits Bezüge zur graphischen Umsetzung, also zu den
Transponaten hersteilen. Daraus sind die Regularitäten in den Phonem-Gra¬
phembeziehungen ableitbar. Dies gilt sowohl für den Vokalismus als auch den
Konsonantismus. Zugrunde liegt dabei als altsorbisches Sprachmaterial der
Bestand an relativ sicher rekonstruierbaren altsorbischen Ortsnamen und de¬
ren graphische Wiedergabe in den tradierten Quellen. Für das hier betrachtete
Gebiet lässt sich als Ergebnis letztlich für die Relationen zwischen altsorbischen
rung des 11 ./12. Jahrhunderts“, in: Rudolf Fischer / Hans Walther / Johannes
Schultheis / Emst Eichler / Karlheinz Hengst / Vincent Blanär: Leipziger namen-
kundliche Beiträge II, Berlin 1968, S. 47-58.
Einen gründlichen Ein- und Überblick zu den Phonem-Graphembeziehungen in der
Ortsnamen-Überlieferung im slawisch-deutschen Kontaktraum zwischen Saale und
Weißer Elster bieten auch Eichler, Emst / Walther, Hans: Untersuchungen zur Orts¬
namenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer
Saale und Weißer Elster, Berlin 1984, S. 39f.
* Zum Integrationstyp auf -schütz vgl. Eichler, Emst / Hengst, Karlheinz: „Deutsche
Ortsnamen auf -schütz - ein toponymischer Integrationstyp“, in: Zeszyty Naukowe
Wydzalu Humanistycznego Uniwersytetu Gdahskiego (Prace J^zykoznawcze 8)
[Festschrift H. Gömowcz], Gdansk 1982, S. 121-127.
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