Full text: Interferenz-Onomastik (43)

Deutsche übernommen wurde: (1273) in der Lunckwitz, 1393 Lunckwitz, 1418 
die Lunkewicz etc. Dieser wiederum auf Eindeutschung im 10. Jahrhundert 
hinweisenden Form steht gegenüber der Ortsname Lutschütz bei Altenburg, 
der ebenfalls zu aso. *lgka ,Wiese4 gehört und auf einer Ausgangsform aso. 
*Lgcica beruht. Dabei lässt dieser Ortsname erkennen, dass zunächst eine 
Übernahme ins Deutsche schon im 10. Jahrhundert erfolgt sein muss, denn er 
erscheint in einem alten Zinsregister noch mit Schreibung <un>: um 1200 in 
Lunsiz. Aus dem im Raum um Altenburg länger anhaltenden slawisch¬ 
deutschen Sprachkontakt hat sich aber ergeben, dass der Ortsname später nach 
einer inzwischen veränderten altsorbischen Sprechweise mit |u| aufs Neue ein¬ 
gedeutscht wurde, vgl. 1418 in Luczicz. 
2.2. Zweitens können wir auch wiederholte Entlehnung zu verschiedenen Zei¬ 
ten ins Deutsche belegen: 
Anzeichen dafür bieten z.B. Ortsnamen mit dem konsonantischen Anlaut 
aso. z- oder s-, vgl. den Ortsnamen Zwenkau (südlich von Leipzig), 974 civitas 
Zuenkouua, 997 forestum Zuengouua, 1012/18 in Zuencua, 1104 civitas 
Zuenkouua, 1195 forum in Zwencowe, 1240 Zuenkowe, 1316 Czwenkow, 1324 
in Zwenkowe usw. Der Ortsname gehört zu aso. *zvqkb ,Laut4 und ermöglicht 
die Rekonstruktion einer Ausgangsform aso. *Zvqkov- mit der vermutlichen 
Bedeutung ,Ort, wo etwas erklang4 (vielleicht Hinweis auf ein Geräusch oder 
auch Signalgabe). Neben dem klaren Indiz auf den Nasalvokal slawisch q bei 
der Übernahme ins Deutsche, daher <en> in den tradierten Formen, ist auch 
eindeutig die Wiedergabe von aso. |z| (= stimmhaftes 5) mit dt. |ts|, in der 
Schrift <z>, sowie die konsequente Beibehaltung dieser Integration ablesbar. 
Dieser Ortsname ist also im 10. Jahrhundert ins Deutsche übernommen und so 
fortgefuhrt worden. 
Beachtenswert ist, dass bereits 1012/18 auch die Graphien Suencova, 
Suencua Vorkommen. Sie deuten wahrscheinlich darauf hin, dass innerhalb 
von etwa drei Generationen deutscher Sprecher der Ortsname in der binnen¬ 
deutschen Kommunikation auch in der Variante mit anlautend dt. |sw| ge¬ 
braucht wurde. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine Vereinfachung 
der Anlautgruppe |tsw|. Es kann diese Überlieferungsform aus dem 1 1. Jahr¬ 
hundert unter Umständen in dem Gewässernamen Schwenke (bei 
Groitzsch/Pegau) bis heute fortleben. 
Als Beispiele mit anlautend aso. s- seien noch folgende Ortsnamen 
genannt: Schwanditz (bei Schmölln), 1140 Zvenz, 1308 Zwentz zu aso. *svqty 
,heilig4, belegt wiederum die Übernahme ins Deutsche im Laufe des 10. Jahr¬ 
hunderts mit dt. |ts| für aso. |s|. Aber 1337 Swencz, 1445 Swencz, 1548 
Schwentz, 1609 Schwantitz beruhen auf einer erneuten Entlehnung des slawi¬ 
schen Ortsnamens ins Deutsche etwa im 13. Jahrhundert. Mit der Entnasa- 
lierung von q > 'a dürfte der altsorbische Ortsname vom 11 ./12. Jahrhundert 
an etwa *Zv’atic- oder *Zvetic- gelautet haben. Hinsichtlich der Vokalwieder¬ 
gabe aus der ersten Silbe des Ortsnamens ist im Deutschen offensichtlich 
letztlich eine Mischform mit der entlehnten Form aus dem 10. Jahrhundert 
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