fehlen zwar im hier untersuchten Material, begegnen aber unter den Freunden
des Sidonius: Sapaudus (Epist. V 10; PLRE II S. 976), nach *sapa-uidu-
,Tannenbaum4 (OLG S. 267f.), ein Redner in Vienne; Namatius {Epist. VIII 6;
PLRE II S. 77 lf.) zu nama(n)to- ,Feind4 {DLG S. 231), ein Marineoffizier;
Agroecius {Epist. VII 5; 9, 6; zum Namen s.o. PLRE II S. 39 Nr. 3), Bischof
von Sens; pseudogriechisches Elaphius {Epist. IV 15; PLRE II S. 387 Nr. 3;
sehr seltener Namenstyp in der Ägäis und auf Zypern) übersetzt das gallische
,Hirsch‘-Motiv. Der König von Aremorica, Riothamus {Epist. III 9; PLRE II
S. 945), zu *rigo-tamos ,sehr königlich4 (weniger wahrscheinlich *riio-tamos
,sehr frei4, DLG 258f.; 260f.), indes mag seinen Namen dem Britannischen
verdanken, das sich zu Sidonius’ Zeiten in Aremorica zu etablieren begann.
4.2. Implikationen für die Kenntnis des Gallischen
In Anbetracht dieser Beobachtungen scheint der Hinweis, den Sidonius selbst
in einem Brief an Ecdicius {Epist. III 3,2) gibt, als Beleg für die Verwendung
des Gallischen im 5. Jahrhundert zu werten zu sein:
„Ich übergehe mit Stillschweigen [...], dass es einst deiner Person
geschuldet worden ist, dass die Nobilität im Begriff stand, den Schorf
der keltischen Sprache abzustreifen und sogleich mit dem rhetorischen
Stil, auch gleich mit den Maßen der Musen vertraut gemacht wurde.44
{Mitto ... tuae... personae quondam debitum, quod sermonis Celtici
squamam depositura nohilitas nunc oratorio stilo, nunc etiam Cumena-
iibus modis imbuebatur.)
In einer kurzen Besprechung fasst James N. Adams (2003a, S. 690, Anm.
8) die gegensätzlichen Positionen zu dieser viel diskutierten Stelle zusammen.
Er spricht sich, Leo Weisgerber folgend, dafür aus, in sermo Celticus nicht die
keltische Sprache, sondern nur einen „,Gallic4 Latin accent44 zu sehen. Als
Zeugnis für die späte Aufgabe des Gallischen werten das Zitat dagegen Joseph
Vendryes (s. Adams 2003a, S. 690, Anm. 8), Pierre-Yves Lambert (1994, S.
10), Herbert D. Rankin (1987, S. 233) und viele andere mehr (Foumier 1955;
Krappe 1929). In der Romanistik hat man zeitweise mit einem extrem langen
Nachleben gerechnet (Hubschmied 1938).
Adams’ Einwand, „it is indeed possible to find clearcut references to
,Gallic4 Latin44 mit ähnlichem Wortlaut, wird durch die von ihm angeführten
Vergleiche nicht gestützt. Latinus Pacatus Drepanius spricht in seinem Pane-
gyricus (1,3) auf Kaiser Theodosius ohne konkrete Sprachangabe nur von
sermo transalpinus. Dem Zusammenhang im 2. Dialog (1, 3-4) des Sulpicius
Severus kann man entnehmen, dass der Autor sprechen könne, was er wolle,
„solange du nur von (dem heiligen) Martin redest44 {dummodo Martinum
loquaris). Als Alternativen gibt der Gesprächspartner Postumianus im voran¬
gestellten Hauptsatz an: „Sprich entweder keltisch oder, wenn du lieber willst,
gallisch“ {vel Celtice aut, si mavis, Gallice loquere). Postumianus will unbe¬
dingt etwas über Martin hören, gleichgültig in welcher Sprache, selbst wenn
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