zu *paperius respektive *paradensis zugrunde, fügen sich beide Lehnwörter in
die Normalentwicklung ein, und *Spen geht seiner Stützen verlustig. Mit lat.
spionia ~ spinea ,eine Art Weinstock1 hält Richard Coates vorsichtshalber noch
ein zweites Etymon bereit, doch führt weder vom Dat. PI. *Spi(o)niTs noch gar
von der Unform vlat. *Speneis, recte *Spenis gleichviel, ob mit oder ohne kelti¬
sche Vermittlung, ein Weg zu ae. Spene, dessen Tonvokal /e/ durch frühme.
Spienes mit (ie) = /e/ erwiesen wird, denn lat. spinea hätte nach Maßgabe von
piri(s)e .Birnbaum1 < vlat. pirea (zu pirus) über vlat. *spenia ae. *spini($)e
ergeben. Abwegig ist ferner Richard Coates’ Behauptung, die Länge des mittel¬
englischen Tonvokals resultiere aus der Dehnung in offener Silbe, die bei
zugrunde liegendem lil nur im Norden möglich gewesen wäre und von ae. /e/
aus zu me. /?/ geführt hätte. Im Übrigen scheitert die gründlich misslungene
Herleitung schon an der Fehlbeurteilung der lateinischen Formen spiönia ~
spinea^ , denen R. Coates kurze Vokale zuschreibt. Wie andere seiner Vor¬
schläge zeugt auch dieser von mangelnder Einsicht in die phonologischen
Verhältnisse von Quell-, Mittler- und Zielsprache.
3.7. Horncastle
Damit soll jedoch die Möglichkeit der Übersetzung oder Reinterpretation
keltischer Namen(elemente) nicht in Abrede gestellt werden. Allerdings exis¬
tiert, soweit ich sehe, nur ein diskutables Beispiel: Horncastle L, a. 1086 Hor-
necastre, frühme. Horncastr spätme. Horncastell (zu ae. horn, *horna ,Hom;
Spitze, Vorsprung1). Kenneth Cameron sieht im Vorderglied eine Lehn¬
übersetzung von Bannovallum ~ Bannoualum des Geographen von Ravenna (<
brit. *banno-, a- ,Spitze* + *ual(io)- ,stark1).4S Da Horncastle auf einer durch
den Zusammenfluss von Bain und Waring gebildeten Landspitze liegt, kann
auch eine topographisch motivierte Neubenennung vorliegen. Zudem ist die
Identifizierung nicht über jeden Zweifel erhaben, denn Bannovallum könnte
auch das römerzeitliche Caistor, spätae. Castr(e), meinen, das auf einem
ähnlich geformten Ausläufer der Lincolnshire Wolds errichtet wurde.47 49
3.8. Me. Tric
Mithin verbleibt allenfalls noch der nur im Domesday Book bezeugte Ortsname
Tric, dessen Denotat man wohl zu Recht mit Skegness L, frühme. (12. Jahr¬
hundert) Sceggenes(se) (< an. skegg ,Bart‘ oder Skeggi + nes .Landspitze1)50
47 Vgl. Emout et Meillet 1959, S. 642.
48 Cameron 1998, S. 66; vgl. CDEPN, 315f.
49 Vgl. PNL, Bd. 2, S. 87f.; CDEPN, 109a.
50 Cameron 1998, S. 110; CDEPN, 552b; DBPN, 423b. Die mittelalterliche Küstenlinie
und der im spitzen Winkel verlaufende Deich legen ein appellativisches Vorderglied
nahe; vgl. Owen 1974-75, S. 48.
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