sind. Ein Beispiel hierfür ist Tedäillus ,Hitzkopf (Diminutiv), der auf¬
grund des Tau Gallicum dem Gallischen zugewiesen werden kann. Ein
anderer Fall ist Samo-gnätos ,Sommergeborenerdessen Vorderglied
zwar an lateinisch samera ,Ulmensamen4 anklingt, das aber nicht als
Namenbestandteil gebraucht wird.
(4) Häufig bleibt nur, die Frequenz und Verbreitung der Namen zu er¬
heben und zu kartieren, um dadurch Aufschluss über regionale Häu¬
fungen zu erhalten. Ein Beispiel dafür bietet die von Albert Deman
(2001) behandelte Namensippe Similis. Abgesehen von knapp 20
Belegen in Rom verdichten sich die meisten Zeugnisse in der Germa¬
nia Inferior, besonders bei den Ubiern und Treverem. Ungeklärt ist
allerdings die sprachliche Zuordnung. Deman (2001, S. 665) plädiert
für einen römisch-mediterranen Namen, der häufig in Nordwesteuropa
adaptiert worden sei, doch bleiben die Hintergründe offen.
Zur schriftlich belegbaren Intention sind inzwischen weitere Indizien im
Werk des Ausonius nachgewiesen worden. Einen Hinweis gibt der wohl von
ihm selbst geprägte Eigenname Bissula für ein gefangenes Suebenmädchen,
der in der neueren Forschung nur noch als „möglicherweise germanisch“
(Reichert 1987, S. 142) eingestuft wird. Überzeugender ist ein Zusammen¬
hang mit gallisch bisso/u/i- ,Finger, Zapfen, Zweig4 (OLG S. 76) und der
geläufigen diminutiven Endung -ula, vgl. kymrisch bys, bretonisch biz
,Finger4 (und bizou, davon französisch bijou ,Fingerring4), mittelirisch biss-
ega ,Eiszapfen4. Die Bedeutung des Namens kann entweder als ,Fingerchen4
zu verstehen sein und auf die schlanke Figur des jungen Mädchens verweisen
oder als ,Zäpfchen, Knopf und damit eine obszöne Anspielung auf die
„priapeischen Mysterien“ enthalten, die Ausonius mit seiner jungen Gespielin
pflegte (Dräger 2001). Der Name sei „etwas derb“ (rusticulum) und „ein
wenig grässlich für die, die es nicht gewohnt sind“ (horridulum), aber „reiz¬
voll für ihren Herrn“ (venustum, Biss. 4, 3-4; Zeidler 2003).
Ein weiteres Indiz liegt in der Verwendung des Ortsnamens Dumnissus in
der Mosella (V. 8) vor, wie Paul Dräger (2004, S. 54f.; 11 lf.) herausgestellt
hat. Ausonius schildert eine Reise von Bingen nach Neumagen in Anlehnung
an die literarische Gestaltung des Unterweltsbesuchs des Aeneas bei Vergil
(Aeneis VI 295-416). So wie Aeneas die Unterweltsflüsse überschreitet, pas¬
siert Ausonius die neblige Nahe. Vergils Held zieht an den unbestatteten
Toten vorüber, während der spätantike Dichter schreibt, er ziehe an den unbe¬
statteten Leichen des Bataveraufstandes (aus dem Jahre 71!) vorbei. Aeneas
wandert durch das dunkle Reich des Tartarus, bevor er ins Elysium eintritt;
Ausonius reist durch die dunklen Wälder des Hunsrück und kommt schlie߬
lich im sonnigen Moseltal an. Anstelle des geläufigen Bingium ,Bingen4
gebraucht Ausonius die Form Vincum, was nicht nur an lateinisch vincere
,siegen4, sondern auch an gallisch -vic- ,Kampf, Niederlage4 anklingt (Zeidler
2004, S. 4). In seinem Itinerar weicht Ausonius in einem Punkt von den übli¬
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