nicht, wann in den Patois die Entwicklung au > a wieder rückgängig gemacht
wurde. Heute besteht sie nur noch in den Randlagen des romanischen Ober¬
wallis und des Kantons Jura.
Aus *Cupidiacum entstand Cugy. Dem Zufall der Überlieferung verdanken
wir 1079 Cubizacha {mit einem lateinischen Schluss-a) in einer Originalur¬
kunde." Diese deutsche Form bewahrt das kurze u und das kurze i des Latei¬
nischen und entstammt also wohl dem Beginn des 7. Jahrhunderts. Denn da¬
mals wurden die kurzen offenen u und i des Lateinischen zu o bzw. e. Das ge¬
schriebene C- ist wohl Vereinfachung für verschobenes Ch-,
Zeitlich gehören hierher auch Jorat!Jurten < *jur-atto zu keltisch Juris
,Bergwald‘, der Name eines kleinen Gebirges nördlich Lausanne, sowie
Morat/Murten < *mur-atto ,kleiner Bach', beide mit im Deutschen bewahrtem
kurzem u und keltischem Diminutivsuffix -atto. Die Übernahme erfolgte auch
hier spätestens im 7. Jahrhundert. Das gleiche dürfte für Moudon! Milden gelten
< Minnodunum mit romanischer Dissimilation von n > l. Der deutsche Dental
-d- stammt sicher aus dem Französischen. - Die romanische Entwicklung lief
über Minndodunum > *Mildunum > *Meldon (mit kurzem i> e)> *Meudon >
Moudon.
Etwas später liegen wohl die Dubletten Yverdon!Iferten und Payerne/Peter-
lingen < *Paderno.
4. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sind die alemannischen Na¬
menadaptationen des Bielerseegebiets kaum viel vor dem 9./10. Jahrhundert
entstanden. Die ursprünglichen Namen dagegen können sehr alt sein. Bienne
(für Biel), Douane (für Twann) und la Suze (für die Schuss) etwa entstanden
schon im Keltischen, Burgulione (für Bürgten) in der Antike,1 Daucher (für
Tüscherz) und Locras (für Lüscherz) im Romanischen des Frühmittelalters.
Die beiden Bergnamen Büttenberg und Meinisberg (Jetzt eine Gemeinde)
stellen Übersetzungen aus Montpotton (1228 Montpottum) und Montménil dar,
deren typisch romanische Fügung déterminé + déterminant auf recht frühe
Entstehungszeit weist. Zur Bildung von Montpotton muss der germanische
Personenname *Butto/*Botto mit geminiertem gedient haben,1* im romani¬
schen Obliquus *Pottone, dessen P- aus germanisch B- entstand. Er wurde ins
Alemannische übernommen und mit der Genitivendung -in versehen,16 19 welches
16 Die Urkunden Heinrichs IV (Monumenta Germaniae Flistorica, Diplomata 4,6).
Dietrich von Gladiss (Hg.), Weimar 1959, S. 410.
17 Chambon, Jean-Pierre / Müller, Wulf: „Deux issues toponymiques de lat. tard.
*Burgulione (Arvemie, Helvetie)“, in: Zeitschrift für romanische Philologie 119
(2003) S. 91-95,
l!s Vgl. Kaufmann, Henning: Ergänzungsband zu Ernst Förstemann, Personennamen,
München / Hildesheim 1968, S. 65.
19 Freundlicher Hinweis von Erich Blatter (Berner Namenbuch) und von Rolf Max
Kully (Solothumisches Namenbuch).
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