manische Namengebung. Frühstadien dieses zunächst von Goten, dann (seit
568) von Langobarden getragenen Einflusses behandelt für das Gebiet der
Anthroponomastik Nicoletta Francovich ONESTI (I, Siena) in ihrer Unter¬
suchung „Latin (and Greek) Interference in Late Gothic - Personal Names and
other Linguistic Evidence from sixth Century Italy“, anschließend für die
Toponomastik Maria Giovanna ARCAMONE (I, Pisa), die eine verdienstvolle
Auflistung und Analyse (mit Verteilungskarten) der italienischen Ortsnamen
langobardischen Ursprungs in den verschiedenen Regionen Italiens nach dem
jetzigen Forschungsstand bietet.
Vom italienischen Kerngebiet des Römischen Reiches zur iberischen
Halbinsel und zur Gallia: Der Romanist und Hispanist Dieter KREMER (Trier)
untersucht die Begegnung der Kulturen im Spiegel der Onomastik in seinem
Beitrag über „mittelalterlichen Ortsnamenwechsel auf der Iberischen Halb¬
insel“, speziell über arabisch-romanischen Ortsnamenwechsel, ein bisher allzu
selten gewürdigtes Thema. Zu den alten Streitfragen der germanischen Philo¬
logie auf dem Territorium der Gallia gehört auch die Frage der eventuellen
Extension des fränkischen Superstrateinflusses im Romanischen und umge¬
kehrt romanischer Einflüsse auf die Sprache der westlichen, allmählich roma-
nisierten Franken des Merowingerreiches. Die leider inzwischen allzu früh
verstorbene Germanistin und Romanistin Martina Pitz (F, Lyon) findet einen
Weg, aus interferenzonomastischer Sicht Teilaspekte dieser Problematik einer
Lösung entgegenzuführen, beginnend mit der Frage: Sind romanisch-altfranzö¬
sische Deklinationsparadigmen vom Typ Charles/Charlon, Pierre!Perron oder
Berte/Bertain Reflexe fränkischen Superstrateinflusses?
Zu den bedeutenden Regionen des romanisch-germanischen Sprachkon-
takts gehören jene allmählich zwischen 500 und 1200 germanisierten, ehemals
Latein sprechenden Gebiete des Imperium Romanum südlich von Rhein und
Donau. Für die Kontaktgebiete der Schweiz behandelt in grundlegendem
Überblick zunächst Rolf Max KULLY (CH, Solothurn) die Toponymie zwischen
.Deutsch’ und ,Welsch’ im Schweizer Jura, anschließend der Romanist Wulf
MÜLLER (CH, Neuchâtel) deutsch-französische Doppelnamen im alemannisch¬
romanischen Kontaktgebiet der Suisse romande. Für Österreich, Südtirol und
Alt-Baiem entwirft der Sprachwissenschaftler Peter WIESINGER (A, Wien) eine
seit langem als dringendes Desiderat der historischen Auswertung von inter-
ferenzonomastischen Resultaten empfundene Lautchronologie der Namen-
integrate als Quellen der Sprach- und Siedlungsgeschichte dieser Landschaften.
Ergänzend untersucht der Germanist Albrecht GREULE (Regensburg) „Orts¬
namen-Interferenzen im römischen Bayern“, und zwar anhand der mit dem
Suffix -(i)anum komponierten Namen, die eine Brücke zu den itaforomanischen
Namen wie Appianum (deutsch Ep pan), Bassano etc. schlagen.
Weitere Beiträge befassen sich ausführlich mit dem in der Forschung bisher
weitgehend ausgeklammerten, aber ein nahezu unerschöpfliches Reservoir
von Interferenzbeziehungen darstellenden Gebiet der Britischen Inseln. Der
Anglist Klaus Dietz (Berlin) analysiert lateinisch-englischen Sprachkontakt
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