scher und römischer Zeit beschäftigt sich die Interferenz-Onomastik. Ihr wie¬
derum widmete sich vom 5. bis zum 7. Oktober 2006 das Kolloquium, dem
die in diesem Band enthaltenen ausgearbeiteten Beiträge entstammen. Es hatte
zum Gegenstand die Interferenz-Regionen zunächst entlang der Sprachgren¬
zen, die rund um den deutschsprachigen, heute Österreich, Teile der Schweiz
und Deutschland umfassenden Raum entstanden sind (vorwiegend im Grenz¬
saum zur Romania und Slavia), einen Sprachraum, der in historischer Zeit,
teilweise bis in die Gegenwart, auch Staatsgrenzen überschreitend Gebiete
von Nachbarländern einbegreifen konnte. Hinzu treten jene weiträumig ge¬
streuten Interferenzprozesse, die sich im Bereich anderer Sprachen und Völker
abspielten. Die Interferenz-Onomastik ist eine junge Disziplin, die noch wei¬
terer methodischer und theoretischer Reflexion, aber auch der Sammlung und
kritischen Würdigung der durchaus bereits vorliegenden Einzelergebnisse
bedarf. Hierin liegt der innovative Aspekt des Kolloquiums, das diese Ziele
interdisziplinär und international, wie es dem Gegenstand angemessen ist,
verknüpfen wollte.
Die vorliegenden Beiträge erfüllen diesen doppelten Anspruch. Dies gilt in
besonderem Maße für die beiden voranstehenden Aufsätze, deren erster vom
Althistoriker Jürgen Zeidler (Trier) stammt, der die historischen und kultur¬
historischen Perspektiven, die Kontakträume bieten, anhand der „Gallia Celto-
Romanica“ behandelt, für die die Analyse „onomastischer, sprachlicher und
kultureller Interferenzen während der Römischen Kaiserzeit“ neue Einsichten
in das Problem der Intensität der Romanisierung des eroberten Gebietes ver¬
spricht, in dem freilich oft genug das keltische Substrat dennoch subtile Wege
findet, seine Identität zu bewahren oder doch als neue, als doppelte Identität
zu erfinden.
Der analytischen Problematik bestimmter, freilich nicht allzu häufiger Na¬
men, die sowohl aus deutschem als auch - wenn die Identifizierung stimmt -
aus antikem Sprachmaterial erklärt werden können, wendet sich Rolf BERG¬
MANN (Bamberg) zu. Sein Beispiel stammt aus dem Raum der oberen Donau,
an der Grenze des alten Imperium Romanum: Ist der Name der Altmühl eine
volksetymologisch remotivierte Resultante des antik überlieferten, vermutlich
an der Mündung der Altmühl zu lokalisierenden Kastellnamens Alkimoermis
(Ptolemaios) oder handelt es sich um eine genuin deutsche Bildung? Hier ist
ein für die Grundlagen der Interferenz-Onomastik gelegentlich auftretendes
methodisches Problem diskutiert, nämlich das Problem vorgängiger Identifi¬
zierungen, die überhaupt erst eine Interferenz-Hypothese konstituieren.
Probleme der sprachlichen Akkulturation und Integration ergeben sich er¬
neut, aber nun aus der Perspektive von Superstraten, als germanische gentes
sich seit dem 475. Jahrhundert in Teilen des römischen Westreichs festsetzen,
insbesondere auch in der Italia, die damit zugleich eine - wenn auch nur in
Dimensionen einer Minderheit zu fassende - ,Südgermania ’ wird. So gering
die Zahlen dieser gentes waren, so stark ist doch ihr Einfluss auf den Wort¬
schatz der entstehenden italienischen Sprache und vor allem auf die italoro-
3