auch Institutionen eingebunden waren oder werden sollten: Dr. rer. pol. Walter
Lauer war ja nicht nur Landesarchivar, sondern auch Geschäftsführer des Histori¬
schen Vereins für die Saargegend; Rudolf Bornschein leitete das Saarland-
Museum; Professor Dr. Adolf Blind leitete das Statistische Amt der Stadt Saar¬
brücken und war bis 1956 Chef des Statistischen Amtes des Saarlandes201 - und
Pfarrvikar Professor Hilarius Willscheid (gestorben schon am 21. September
1952) sollte Zugang zu den kleineren kirchlichen Archiven ermöglichen. Aber
gerade auf dieser Ebene war die Lücke auffällig, besonders wenn man das breit
gefächerte "Editionsprogramm" von Eugen Meyer dagegenstellt. Selbst Landes¬
archivar Lauer war ja Dr. rer. pol. und nicht archivarisch geschult - eine neue
Archivarsgeneration mit Hans-Walter Herrmann an der Spitze musste erst noch
ausgebildet werden.
Da Eugen Meyer selber auch Historische Hilfswissenschaften lehrte, die zum
ABC des Archivarsberufs gehören, mochte er über Studenten die Lücke zu
füllen trachten. Ein weiterer Stoß von Mitgliederernennungen bis zur "Hauptsit¬
zung" im November 1952 zeigt, dass er sehr gezielt die Fachleute auch der
Nachbarregionen einzubeziehen trachtete - und noch wurde auswärtigen Mit¬
gliedern ja die Reise zu den Mitgliederversammlungen bezahlt, so dass sie auch
wirklich kommen konnten und nicht nur "korrespondierend" blieben. Zu
nennen sind gleich drei Archivare: Georg Wilh. Sante (Wiesbaden), Mitglied
seit 9. September 1952, Camille Wampach (Luxemburg) seit dem 24. September
und Jean Rigault (Metz), ernannt am 3. Oktober 1952. Eine weitere Bibliothek
war durch den deutsch-französischen Literaturkomparatisten Hermann Sauter
(Speyer) seit dem 8. September 1952 gleichsam vorangegangen, sein Speyrer
Museumskollege Carl Schultz folgte seit dem 22. September, und mit Hans
Eiden wurde auch ein Trierer Museum seit dem 17. Oktober 1952 miterfasst,
"Lothringische Landesgeschichte" war in der Kommission seit dem 12. Septem¬
ber 1952 durch Henri Hiegel (Saargemünd) vertreten.
Machtvoll nimmt sich die rheinische Gruppe aus: Namenforscher Adolf Bach seit
dem 14. September 1952, die Archivarin, Stadt- und Landeshistorikerin Edith
Ennen drei Tage später, der Rheinland- und Frühmittelalter-Historiker Franz
Steinbach seit dem 25. September, der Kunsthistoriker Walter Zimmermann seit
dem Folgetag und der Volkskundler Matthias Zender seit dem 30. September:
alle aus Bonn, alle fünf innerhalb von 17 Tagen bestellt: als seien sie geschlos¬
sen angeschrieben und dann jeweils nach ihrer Einverständniserklärung zügig
ernannt worden. Die Nennung Matthias Zenders gibt noch zu einer weiteren
Feststellung Anlass:
Schaut man sich die Fächer dieser "Gründungsmitglieder" an, so fällt auf, dass
die Volksforschung im engeren Sinne nur durch zwei Persönlichkeiten vertreten
war, nämlich Pfarrer Karl Rüg (Kölln) und eben den Volkskundler und späteren
201 Hudemann (wie oben Anm. 150), S. 433.
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