Dienstleistungs- und Gesundheitszentren sowie Umnutzungen für Handels- und
Verbraucherinessen oder für großflächige Handelsbetriebe. Unter vornehmlich
quantitativen Gesichtspunkten kommt der Wiederverwendung industrieller
Verwaltungsgebäude für neue Büronutzungen ein bedeutender Stellenwert zu,
weil sich dadurch eine große Anzahl industriekultureller Objekte mit vergleichs¬
weise geringen Aufwendungen für Umbaumaßnahmen bewahren lässt.
Ebenfalls in den Dienstleistungssektor fallen unter anderem Nachfolgenut¬
zungen für Wissenschaft. Bildung und Forschung, gezielte Umnutzungen zu
Freizeit- und Erholungszwecken sowie - andere Nutzungen überlagernde -
kulturtouristische Sekundärnutzungen (z.B. als Außenbesichtigungsziele oder
als Aussichtspunkte).
Zu den eindeutig Freizeit- und erholungsorientierten Umnutzungen zählen etwa
die Umgestaltung zu Sportstätten, die Unterbringung von Gastronomie- und
Beherbergungsbetrieben oder Lichtspielhäusern sowie die Herrichtung als
Ausstellungsort oder als sonstige Stätte für kulturelle Veranstaltungen.
Der Bereich sportlicher Zweckbestimmungen ist von einer immensen Vielfalt
denkbarer Umnutzungen gekennzeichnet. Diese reichen von der Einrichtung
von Fitnesscentern über die Umfunktionierung zu Eislauf-, Tennis- oder Gokart¬
hallen bis hin zu einer Neunutzung für außergewöhnliche Betätigungen auf dem
Feld der so genannten Fun- und Extremsportarten (z.B. Freeclimbing an tech¬
nischen Aggregaten, Seilklettern an Fabrikschornsteinen, Tauchen in einem
aufgelassenen Gasbehälter, Untertage-Mountainbiking).
Aber nicht nur zahlreiche ehemalige Betriebsgebäude und Produktionsanlagen
besitzen Potenziale für freizeit- und erholungsbezogene Nachfolgenutzungen,
sondern auch manche alte Infrastruktureinrichtungen: im genetisch-kausalen
Zusammenhang mit der industriellen Produktion entstandene Wasserstraßen
können z.B. zum Bootfahren oder Schwimmen genutzt, Trassen früherer indus¬
trieller Schienenwege für die Anlegung von Wander- oder Radwegen verwendet
oder Bergehalden mit Spazierwegen erschlossen und mit einer Aussichtsplatt¬
form ausgestattet werden.
Eine spezielle Umnutzungskategorie bilden die industriemusealen Nachfolgenut¬
zungen. Vor dem Hintergrund des Ziels der kulturlandschaftlichen Identitäts¬
erhaltung kommt der Einrichtung von Industriemuseen vor allem dann eine
wichtige Bedeutung zu, wenn damit die Präsentation eines einst lokal- oder
regionalcharakteristischen Betriebes verbunden ist und die betreffenden Be¬
triebsgebäude und Fertigungsanlagen zumindest weitgehend in ihrem authenti¬
schen Bestand erhalten sind. Des Weiteren sind auch industriemuseale Aufberei¬
tungen räumlicher Beziehungsgefüge in Betracht zu ziehen. Als Beispiele hierfür
lassen sich die großflächigen Ökomuseen in den alten schwedischen Bergbau¬
gebieten anführen.
42 Vgl. Alfrey u. Putnam (Anm. 28), S. 34-36 und S. 185-187.
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