mit dem Beitritt zur Bundesrepublik spielten sie eine Rolle, als sie zur Disposi¬
tion gestellt wurden. Die Dominanz nationaler Denkmuster - sowohl in der
Völkerbundszeit wie in der Hoffmann-Zeit ab 1952 - schwächte zugleich die
gewerkschaftliche Organisierung.
Die Organisation soll schwach und die Zahlungsmoral der Mitglieder ausgespro¬
chen schlecht gewesen sein, dies erklärt zugleich Professionalisierungsdefizite
etwa mit Blick auf gewerkschaftliche Bildungseinrichtungen und das Wort vom
Vereinscharakter der Gewerkschaften. Sie sind nicht zuletzt auf Defizite in Fragen
der Mitbestimmung, Tarifverfassung und Arbeitsgerichtsbarkeit zurückzuführen.
Die Gewerkschaften waren gar nicht gefordert, ihre Sekretäre professionell aus-
und weiterzubilden, für die Arbeitnehmer war das Interesse, Gewerkschaftsmit¬
glied zu sein und dabei regelmäßig Beiträge zu zahlen nicht sehr erheblich, hing
davon doch nicht allzu viel ab.
Mit dem Beitritt zur Bundesrepublik gelang es dem DGB und seinen Gewerk¬
schaften erfolgreich an der Saar Fuß zu fassen, weil von Anfang an die Gewerk¬
schaften nun eine Rolle besetzten, die sie vorher nicht spielen konnten. Sie
präsentierten sich als sozialpolitischer Ordnungsfaktor und kämpften für die
Erhaltung des sozialen Besitzstandes, die fortschrittliche Mitbestimmungsgesetz¬
gebung ermöglichte es ihnen, die aufziehende Montankrise so arbeitnehmer-
freundlich wie möglich zu bewältigen. Die Zurückdrängung der christlichen
Gewerkschaften wurde dabei zweifellos auch durch allgemeine gesellschaftliche
Veränderungen gefördert, in denen sich die alten zu preußischen Zeiten ge¬
wachsenen Milieustrukturen überlebten.
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