von KPD und SPD gelang mit der Bildung einer Einheitsfront für den Status
Quo am 4. Juli 1934 und damit erst über ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung.
Der Bruderkampf in den vorangegangenen Jahrzehnten hatte beide Seiten sehr
geschwächt. So blieb auch die von Max Braun, Herbert Wehner, Richard Kirn
und dem KPD-Vorsitzenden Fritz Pfordt am 26. August 1934 in Sulzbach
initiierte Großkundgebung, an der 50.000 Status-Quo-Anhänger teilnahmen
und mit Pater Hugelinus Dörr auch Teile des christlichen Lagers eingebunden
waren, erfolglos. Der gewerkschaftliche Widerstand gegen Hitler seitens der
GCB wurde durch die Ausschaltung von Fritz Kuhnen gebrochen. Peter Kiefer
setzte das Angebot Hitlers um und schloss die christlichen Gewerkschaften und
die Hirsch-Dunkerschen Gewerkvereine zur Nationalen Gewerkschaftsfront
zusammen, die im Oktober 1933 in der Deutschen Front aufging. Die Ent¬
scheidung der Saarländer gegen den Status Quo wurde dabei auch durch den
Hirtenbrief zum 13. Januar 1935 von Erzbischof Franz-Rudolf Bornewasser
gestützt, denn gerade der katholische Klerus hatte in der Völkerbundszeit
mehrfach gegen den Status Quo interveniert. Der Grenzraum förderte letztlich
einen nationalen Bekenntnischarakter der Kirchen.”
Das Gefühl zu kurz zu kommen und benachteiligt zu werden stellte sich, wenn
auch in geringerem Umfang, mit der Rückgliederung an NS-Deutschland wieder
ein. Da gab es das Wort von der Bergwerksdirektion als "Westfalenhalle",
zugleich glaubte man, eine invasion von Pfälzern beobachten zu können. Die
wirtschaftlichen Verhältnisse entwickelten sich nicht so wie erwartet, mussten
doch die Bergleute einen Reallohnrückgang von bis zu 15% verschmerzen.
Aufrüstung und Westwallbau brachten einen Aufschwung, der allerdings im
Kontext der Weltkriegsvorbereitung stand. Die Gewerkschaften wurden in der
DAF gleichgeschaltet. Für viele Gewerkschaftler bedeutete dies politische Verfol¬
gung, Widerstand und Emigration.55 56
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigten sich Parallelen zur Völkerbundszeit: Junge
französische Ingenieure erfassten mit Stoppuhren die Gedingeleistung saarlän¬
discher Bergleute, hoch dotierte Posten etwa als Ingenieur wurden vorrangig mit
Franzosen besetzt. Die saarländischen Steiger und Obersteiger sahen sich ohne¬
hin von der Régie benachteiligt. Die mit der Wirtschaftsunion eingeführten
neuen Lohnstufen im Bergbau hatten geringer qualifizierten Bergleuten große
Vorteile gebracht. Die Verhältnisse in den Gruben wurden als Fremdbestim¬
mung, Bevormundung und Beeinträchtigung von Lebenschancen gedeutet,
insbesondere als die Warndtkohlenfelder an Frankreich verpachtet wurden, mit
denen die Öffentlichkeit Zukunft und Existenz des Landes verknüpfte bzw. vom
55 Judith Hüser, Saarkirche - nationales Band oder transnationales Modell? Politischer
Neubeginn und kirchliche Struktur im deutsch-französischen Grenzraum 1945-1955, in:
Lothringen und das Saarland seit 1871. Grenzüberschreitende Perspektiven, hrsg. von Rainer
Hudemann u. Alfred Wahl. Metz 2001, S. 1 58.
56 Mallmann u. Steffens (Anm. 4), S. 209.
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