Full text: Forschungsaufgabe Industriekultur (37)

& Co, um einige Beispiele von Neugründlingen zu nennen,12 fanden im Raum 
Saarbrücken ein großes Reservoir arbeitswilliger Frauen vor. Jedoch fiel 1907 
nach der Berufs- und Betriebszählung der Anteil der Frauen an den Erwerbs¬ 
tätigen weit geringer aus als im Deutschen Reich: Waren in den preußischen 
Saarkreisen 16,5% der weiblichen Wohnbevölkerung erwerbstätig, in absoluten 
Zahlen 51.558 Frauen,1 ’ so lag der Prozentsatz reichsweit bei 31,2%.14 
Je nach Region gab es große Differenzen hinsichtlich der Frauenerwerbsquote, 
die bis heute v.a. in engem Zusammenhang mit dem Arbeitsplatzangebot stehen. 
Während beispielsweise der Hochwald industriell weitgehend unerschlossen 
war, hatte im Kreis Saarlouis17 oder im Raum Gersweiler16 industrielle Frauen¬ 
arbeit schon im 19. Jahrhundert Tradition. 
Für Saarbrücken belegt ein Dokument vom Juli 1914, dass im von der Hütte 
dominierten Stadtteil Burbach Frauen nur in geringem Maße als erwerbstätig 
registriert waren. Im großstädtisch geprägten St. Johann waren hingegen 271 
Arbeiterinnen in Konfektionsbetrieben, Schneiderwerkstätten und Schuhmacher¬ 
betrieben beschäftigt. Weit mehr Frauen arbeiteten jedoch damals schon als 
Angestellte, in Läden, Kontoren und großen Kaufhäusern.17 
Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach und die Männer eingezogen 
wurden, rückten Frauen nach und nach in die frei werdenden Stellen ein. Viel¬ 
fach verrichteten sie Schwerstarbeit unter für sie ungewohnt harten und gefähr¬ 
lichen Bedingungen. Sind für das Jahr 1911 ganze 39 weibliche Belegschafts¬ 
mitglieder auf der Völklinger Hütte nachgewiesen, so stieg ihr Anteil bis zum 
Kriegsende auf ca. 1600.18 Das Gussstahlwerk der Mannesmann-Röhrenwerke in 
Saarbrücken griff erstmals im Februar 1915 auf weibliche Arbeitskräfte zurück 
und stellte zunächst - wie reichsweit üblich - die Frauen der bisher dort be¬ 
schäftigten Arbeiter ein. Im Juli 1918 waren dort "rund 800 Arbeiterinnen 
durchweg bei dringenden und eiligen Munitionsaufträgen beschäftigt".19 Die 
Männerdomäne Bergbau machte sich neben reklamierten Facharbeitern, Kriegs¬ 
12 Vgl. hierzu Führer (Anm. 8). 
13 Hilde Hoherz, Gute Hausfrauen für die Volkswirtschaft. Frauenarbeit im ausgehenden 
19. und frühen 20. Jahrhundert an Beispielen aus dem Kreis Saarlouis. St. Ingbert 1994, 
S. 72. 
14 Ute Frevert, Frauen-Geschichte zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblich¬ 
keit. Frankfurt am Main 1986, S. 290. 
15 Hoherz (Anm. 13), S. 21: Der Bürgermeister von Fraulautern berichtete im Jahr 1909, 
dass in seiner Gemeinde 7/8 der jungen Mädchen der Fabrikarbeit nachgehe. 
16 Vgl. Susanne Nimmesgern, Arbeit im Verborgenen. Schlaglichter auf die vergessene 
Erwerbsarbeit von Frauen in den industriellen Betrieben des Landkreises, in: Vom Landkreis 
zum Stadtverband Saarbrücken, hrsg. vom Stadtverband Saarbrücken. Saarbrücken 1991, 
S. 8-17. 
17 Vgl. StadtAS G Nr. 1561. 
18 Nutzinger, Boehmer u. Johannsen (Anm. 4), S. 95. 
19 Schreiben der Mannesmann-Röhrenwerke an die Saarbrücker Stadtverwaltung vom 
11.7.1918 (StadtAS G Nr. 1689). 
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