auf der betrieblichen Ebene. Hatten unter dem Rubrum "Leistungssteigerung im
Bergbau" seit Kriegsbeginn zunächst eher Fragen der Mechanisierung und
Rationalisierung im Vordergrund gestanden, zeigte sich spätestens nach den
ersten Erfahrungen des so genannten "Russeneinsatzes", dass die Arbeitsleis¬
tung der zumeist ungelernten ausländischen Zwangsarbeiter die weitaus größte
Reserve für eine Leistungs- und Fördersteigerung darstellte. So war es nur
folgerichtig, dass die Leistungskameradschaften der drei Gruppen der Saar¬
gruben AG besondere "Ausländerausschüsse" als Unterausschüsse einrichteten,
um dort über Fragen des "Ausländereinsatzes" zu beraten.47 Damit war ein
Äquivalent zu dem bei der Bezirksgruppe Ruhr eingerichteten so genannten
"Russenausschuss", der sich bei Beginn des Einsatzes der italienischen Militär¬
internierten in "Ausländerausschuss" umbenannte, geschaffen, dessen enge
Verbindung zu den Gremien der Leistungssteigerung sich durch den gemein¬
samen Vorsitzenden, Heinrich Kost, dokumentierte.48
Insbesondere aber auch für zahlreiche Arbeitskreise für Leistungssteigerung
entwickelte sich der "Ausländereinsatz" zu einem Hauptberatungsgegenstand, so
dass der von Kost mit Betreuungs- und Koordinierungsaufgaben betraute
Diplom-Ingenieur des Bergbau-Vereins Rauer bald feststellen konnte, dass sich
die Probleme des "Ausländereinsatzes" besonders gut für eine Besprechung in
diesem Rahmen eigneten, weil die Betriebsleitungen vor allem über diese Fragen
mit einer interessierten Belegschaft tatsächlich ins Gespräch kamen, was bei
Fragen technischer oder betriebsorganisatorischer Art offenbar viel schwerer
war.49 So stellte sich beispielsweise der Arbeitskreis für Leistungssteigerung des
saarländischen Bergwerks Sulzbach als Hauptaufgabe, die Förderung durch
einen verstärkten und planmäßigen "Ausländereinsatz" zu steigern. Und auch
das selbige Gremium auf der Ruhrgebietszeche Werne erblickte die Aufgabe der
Gegenwart in der wirksamen und nachhaltigen Leistungssteigerung durch den
planvollen Einsatz der ausländischen Arbeiter.50
Im Folgenden werden aus der inhaltlichen Tätigkeit dieser Institutionen an Ruhr
und Saar drei wichtige und eng miteinander verbundene Themenkomplexe
herausgegriffen und kurz skizziert: erstens das Verhältnis von Ausländern und
deutschen Stammbelegschaften, zweitens Fragen der Organisation und Form des
betrieblichen Arbeitseinsatzes und schließlich drittens die Frage nach der be¬
trieblichen Sanktionierung und Leistungsanreizen bei der Ausländerbeschäf¬
tigung.
47 Vgl. die Liste der Leistungskameradschaften und ihrer Leiter (BBA 16/601).
48 Vgl. den Bericht über die 4. Sitzung des Ausschusses für Leistungssteigerung des west¬
deutschen Steinkohlenbergbaus am 17.2.1943 (BBA 16/583).
49 Vgl. Rauer (Anm. 46).
50 Vgl. die Niederschrift zur Sitzung des Arbeitskreises für Leistungssteigerung beim
Steinkohlenbergwerk Sulzbach am 21.1.1943 (BBA 16/591); Niederschrift zur Sitzung des
Arbeitskreises für Leistungssteigerung der Zeche Werne am 22.7.1943 (BBA 16/589).
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