Die Satzung der RVK sah als erste Aufgabe der Organisation die Leistungs¬
steigerung im Kohlenbergbau vor, also die Forcierung aller Maßnahmen vor
allem technischer, betriebsorganisatorischer und sozialpolitischer Art, die ge¬
eignet waren, die Kohlenförderung zu steigern.35 Innerhalb der RVK wurde
diese Aufgabe einem besonderen Ausschuss unter dem Vorsitz des Bergbau¬
chefs der Mannesmann-Röhrenwerke, Hermann Winkhaus, übertragen. Vor dem
Hintergrund weiter steigender Kohleanforderungen und wachsender Kritik von
außen, der Bergbau stelle immer noch betriebswirtschaftliche Erwägungen vor
kriegswirtschaftliche Notwendigkeiten, unternahm die RVK insbesondere seit
dem Frühjahr 1942 neue Anstrengungen zur Intensivierung der Leistungs¬
steigerung. Ein Ergebnis dieser Anstrengungen war die Gründung des west¬
deutschen Ausschusses für Leistungssteigerung, der neben den Revieren an
Ruhr und Saar den Aachener und niedersächsischen Steinkohlenbergbau zu¬
sammenfasste. Den Vorsitz dieses Ausschusses, der sich für seine Tätigkeit auch
der Geschäftsführung und der Forschungsausschüsse des Essener Bergbauver¬
eins bediente,36 39 übernahm der damalige Generaldirektor der niederrheinischen
Gewerkschaft Rheinpreußen und spätere Leiter der Deutschen Kohlenbergbaulei¬
tung (DKBL) Heinrich Kost.3 Der Ausschuss wurde von den Bergwerksdirek¬
toren der großen Bergwerkskonzerne und -gesellschaften des Ruhrbergbaus
dominiert; die Saargruben AG entsandte zwei Bergwerksdirektoren. Außerdem
waren die zuständigen Oberbergämter und die regionalen Bergbaufachverwal¬
tungen der DAF vertreten.3S Den allgemeinen Hintergrund dieser Initiativen
benannte Kost noch einmal in einem Schreiben an den Leiter der Bezirksgruppe
Ruhr und Vorstandsvorsitzenden der Harpener Bergbau AG Ernst Buskühl:
"Verschiedene Stellen und Organisationen in Deutschland versuchen, sich in
die Leistungssteigerung des Bergbaus einzumischen, weil sie in Unkenntnis
bergmännischer Arbeit glauben, dass hier nichts oder nicht genügend ge¬
schehe."51'
Im Herbst 1942 wurde der westdeutsche Ausschuss für Leistungssteigerung zur
Steigerung seiner Aktivitäten durch zwei weitere Gremien gewissermaßen unter¬
füttert. Auf Anweisung von Paul Pleiger betrieb der westdeutsche Leistungsaus¬
schuss die Gründung von so genannten Arbeitskreisen für Leistungssteigerung
bei den einzelnen Zechenverwaltungen, die vor allem dem Zweck dienen sollten,
die bergmännischen Belegschaften stärker für Fragen der Leistungssteigerung zu
35 Vgl. Satzung der Reichsvereinigung Kohle - erlassen vorn Reichswirtschaftsministerium
am 21. April 1941, in: Zeitschrift für Bergrecht 82 (1941), S. 13.
36 Vgl. ein Schreiben von Hermann Winkhaus an Heinrich Kost vom 17.5.41 (BBA 16/582).
Zu Heinrich Kost vgl. Evelyn Kroker, Heinrich Kost. Rationalisierung und Sozialbezie¬
hungen im Bergbau, in: Deutsche Unternehmer zwischen Kriegswirtschaft und Wieder¬
aufbau. Studien über Erfahrungsbildung von Industrie-Eliten, hrsg. von Paul Erker u. Toni
Pierenkemper München 1999, S. 291-316.
Vgl. Heinrich Kost an Hermann Winkhaus vom 19.6.1941 (BBA 16/582).
39 Vgl. dazu Kost an Buskühl am 1 1.12.1942 (BBA 16/595).
222